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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 186
(PDF, 50 MB)
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Städten und auf dem Land, des erlittenen Übels überdrüssig, sich versammeln werde
und selbst zu verteidigen unternehme, wenn die Herren nicht zu Hilfe kommen
können. Wenn man das Volk sich bewaffnen lasse, könnte es sich gegen den Adel
und die Städte erheben.

Im Postscriptum teilen die Briefschreiber mit. dass sich auf der anderen Seite
des Rheins fast 13.000 einfache Leute aus dem Schwarzwald und dem Breisgau
unter dem Kommando einiger Adliger vereinigt hätten, fest entschlossen, den Eingang
zu ihrem Land zu verteidigen, damit ihnen nicht das Unglück widerfährt wie
im Elsass. Es stehe zu befürchten, dass dieses Beispiel die unzufriedenen Leute
auf der anderen Seite des Rheins ermutigt, das Gleiche zu tun.

Über eine solche rechtsrheinische Vereinigung im Angesicht der Armagnaken-
Gefahr unterrichtet eine bis 1466 reichende Konstanzer Chronik: Anno 1445 [richtig
1444] umb sant Gallen tag [16. Oktober] als sich nun die Armenjaecken uss
dem land woltent machen und maintent, das gut, so si denn der weit abgestraifft,
da von gezogen haben, und aber die Herren so gemach da zu tattent, das nun die
armen lut der Herren verdross, die denn da warent in dem Elsaess und in dess von
Roettlen land und entail in dem Schwarzwald, und och ettlicher der ehester lut:
und machtent sich ze samen in ainen bund an aller ir Herren wissen, das ir warent
wol 4 tusent, und namptent sich die Buntschuch und zugent bis gen Rinfelden
haimlich und laittent sich da umb zwuschent Rinfelden und den doerfern in den
wald, und hattent kuntschafft uff die Armenjaecken17,. Der Bundschuh, fünfzig Jahre
später Name der großen bäuerlichen Aufstandsbewegung am südlichen Oberrhein
im Vorfeld des Bauernkriegs, begegnet als Symbol von organisiertem Widerstand
bezeichnenderweise erstmals in der Krisenzeit der Armagnakeneinfälle74!

Ein Schreiben gleichen Inhalts richteten die Colmarer übrigens nach Hagenau
mit dem Vorschlag, eine Gesandtschaft zum Kurfürsten, notfalls sogar zum Römischen
König zu schicken7\ Weitsichtige Gedanken einer städtischen Elite und
Beispiel für die Vernetzung des elsässischen Zehnstädtebundes, der Dekapolis76, in
Krisenzeiten mit Hoffnung auf ihren Reichslandvogt oder gar auf den König!

Eine Stadt wie Colmar war es denn auch, die versucht hat, den Dauphin zum
Abzug zu bewegen: Am 15. September 1444 schrieben Bürgermeister und Rat von
Colmar an Ludwig von Vienne, Dauphin von Frankreich77. Sie bitten ihn. den Ausschreitungen
seiner Truppe auf dem Territorium der Stadt ein Ende zu machen,
denn sie seien ins Land gekommen, um dem Haus Österreich Hilfe zu bringen.
Dann kommen die Ausschreitungen im Einzelnen zur Sprache. Dennoch habe die
Stadt nicht aufgehört, ihre Bindung an das Haus Österreich unter Beweis zu stellen
, sie habe keinen Vertrag mit den Feinden geschlossen. Auch sei sie überzeugt,
dass es gegen den Willen des Dauphin, des eminent christlichen Prinzen, sei, dass
seine Soldaten derart ein Glied des Heiligen Reiches misshandeln, dessen Haupt
der Senior des Hauses Österreich ist. Appell an das Selbstverständnis der französischen
Könige als ,rois tres chretiens'!

Ein solcher Versuch, den Dauphin zum Abzug zu bewegen, war damals auch von
Seiten des oben bereits angesprochenen78 Nürnberger Reichstags im August 1444

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