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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 193
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direkt auszuüben, sondern war auf mehr oder weniger verlässliche Landvögte, seine
Stellvertreter vor Ort. angewiesen5. Viele Städte konnten deshalb eine relativ
unabhängige Politik betreiben.

Gleichzeitig fehlte aber der in den Untertaneneiden so oft beschworene .Schutz
und Schirm" des Landesherm. Selbstständigkeit in Friedenszeiten und Isolation in
Kriegszeiten bildeten die Rahmenbedingungen städtischer Politik am Oberrhein
während des 15. Jahrhunderts.

Hinzu kam die Tatsache, dass die Oberrheinregion im Verlaufe des 15. Jahrhunderts
in vermehrtem Maße in den Hundertjährigen Krieg einbezogen wurde. Am
spektakulärsten zeigten dies die Armagnakeneinfälle^. Der Schrecken, den sie verbreiteten
, stellte aber nur den Höhepunkt einer Entwicklung dar und spiegelte die
grundsätzliche Veränderung in der mittelalterlichen Kriegführung wider7.

Seit dem Hochmittelalter war das alte, von Adligen gestellte Feudalheer durch
Armeen von Berufskriegern ersetzt worden, deren gewalttätiges Vorgehen sich
grundsätzlich von demjenigen ihrer Vorgänger unterschied. Bei den älteren Adelsheeren
ergab sich der unterlegene Krieger und wurde gefangen genommen: für ein
Lösegeld konnte er sich freikaufen. Die neuen, von Söldnern des dritten Standes
gebildeten Truppen nahmen nur noch ausnahmsweise ihre Gegner gefangen. Hingegen
wurde es üblich, die unterlegenen Gegner zu töten, eine Praxis, die sich vor
allem die Eidgenossen zu eigen machten.

Die Größe der Armeen nahm im 14. und 15. Jahrhundert ebenfalls zu und verschärfte
die logistischen Probleme. Bereits jetzt begann ..der Krieg den Krieg zu
ernähren", wie es später im Dreißigjährigen Krieg heißen würde. Die bäuerliche
Bevölkerung wurde erbarmungslos ausgeplündert und diente der Versorgung, vor
allem auch, wenn - wie so häufig - der Sold ausblieb.

Im Allgemeinen professionalisierte sich die Kriegführung. Das System der italienischen
condotta. das an die Tradition der Brabanzonen anknüpfte, setzte sich
durch, allerdings mit regionalen Unterschieden. Während die Condottieri ihr Geschäft
unter ökonomischen Gesichtspunkten betrieben und beispielsweise verlustreiche
Feldschlachten mieden, setzten eidgenössische Reisläufer unbekümmert ihr
Leben aufs Spiel und schreckten - gleich wie die Armagnaken - nicht vor exzessiver
Grausamkeit zurück.

Allerdings mussten sich die eidgenössischen Söldner bisweilen vor ihren Obrigkeiten
verantworten, wenn ihre Aggressivität ein gewisses Maß überschritt. ..Wilde
Auszüge" waren eigentlich streng verboten. Sie fanden aber immer wieder statt
und dienten manchmal auch als ..Versuchsballon" der Obrigkeiten, welche die Widerstandsbereitschaft
eines Gegners testen wollten8.

Hinzu kam das .freie Reislaufen", d. h. das Phänomen, dass Männer von sich aus
den Solddienst suchten. Zwar versuchten die Magistrate, den unkontrollierten
Wegzug zu unterbinden, aber alle obrigkeitlichen Versuche, das .freie Reislaufen'
im 15. und beginnenden 16. Jahrhundert einzudämmen, scheiterten, zumal auch
die Führungsschichten am Söldnermarkt als Vermittler oder sogar als Akteure beteiligt
waren4.

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