Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 194
(PDF, 50 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2007-02/0196
Angesichts dieser Entwicklung befanden sich die oberrheinischen Städte, deren
Politik sich zwischen Unabhängigkeit und Schutzlosigkeit bewegte, in einer
heiklen Situation. Die städtischen, von Handwerkern gestellten Truppen waren den
Anforderungen der neuen Kriegführung nicht mehr gewachsen. Einzig in der Organisation
ihrer Verteidigung besaßen die Städte eine gewisse Sicherheit, aber der
wachsende Einsatz von Feuerwaffen zeigte auch hier die Schwäche urbaner Gemeinwesen10
. Hinzu kam die häufige Abwesenheit des habsburgischen Landesherrn
, der mit einem landeseigenen Aufgebot den notwendigen .Schutz und
Schirm" nicht bieten konnte.

Den oberrheinischen Städten blieb deshalb nichts anderes übrig, als sich eine
teure, unzuverlässige und schwer zu führende Schutztruppe für einen bestimmten
Zeitraum zu kaufen. Eine solche Anwerbung von Söldnertruppen belastete den
städtischen Haushalt in hohem Maße. Selbst wenn eine Stadt einen Konflikt mit
Glück überstand, waren ihre Finanzen anschließend aus dem Lot. Ein unausgeglichener
Haushalt stellte aber die Führungsschicht der Stadt in Frage und förderte
die immer vorhandene soziale Unrast in den spätmittelalterlichen Städten".

Diesen Veränderungen im Kriegswesen hätten die Städte mit einer verstärkten
zwischenstädtischen Zusammenarbeit begegnen können. Nun trat aber die Kehrseite
städtischer Unabhängigkeit zu Tage: Jede Stadt achtete, entsprechend der immer
stärker aufkommenden Geld- und Kreditwirtschaft, auf ihren eigenen Wirtschaftsraum
und ihren eigenen Vorteil: von einer drittständischen Solidarität konnte
nicht die Rede sein. Damit endete die Zeit der großräumigen, überterritorialen
Städtebünde samt ihrer Machtbasis.

Die Ereignisse auf kurzfristiger, machtpolitischer Ebene verdeutlichten diese
Entwicklung. Bereits der erste große Städtekrieg von 1388 hatte die Niederlage
städtischer Heere bei Döffingen und Pfeddersheim verursacht. Der zweite große
Städtekrieg 1449/1450 zeigte, dass die meisten Reichsstädte ein Auskommen mit
den sie dominierenden Fürsten finden mussten12.

Der einzige Städtebund, der sich halten konnte, war letzten Endes das Bündnisgeflecht
der Eidgenossen. Die Charakterisierung der Eidgenossenschaft als Städtebund
entspricht nicht dem gängigen Geschichtsbild, das die Vorstellung von bewaffneten
, bäuerlichen und alpinen Rebellen hätschelt, die sich im 15. Jahrhundert
gegen Fürstenwillkür zur Wehr setzten. Dieses trutzig-erdnahe Geschichtsbild der
Alten Eidgenossen gilt heute als überholt13. Der Große Pund obertütscher Lande,
wie die Eidgenossenschaft bis zum Ende des 15. Jahrhunderts hieß, war deshalb so
erfolgreich, weil er eines der wenigen Beispiele einer erfolgreichen Kooperation
zwischen Städten und Landgebieten darstellte. Auch wenn die Innerschweizer
Reisläufer die brachiale Arbeit erledigten, so waren sie dennoch auf das Informationsnetz
und die wirtschaftliche Kraft der Städte im Mittelland angewiesen. Die
Burgunderkriege müssen deshalb - auch aus oberrheinischer Sicht - am ehesten
als letzter erfolgreicher Städtekrieg verstanden werden. Welche Stellung Neuenburg
während dieses Konflikts einnahm, soll nun näher betrachtet werden.

194


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2007-02/0196