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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 195
(PDF, 50 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2007-02/0197
Seit der Mitte des 15. Jahrhunderts spielte Neuenburg in der Organisation der
vorderösterreichischen Landstände eine wichtige Rolle 14. Dabei ist zu beachten,
dass die Institution der Landstände im Kontext der oben beschriebenen, veränderten
Kriegführung entstand. Die vorderösterreichischen Gebiete vermissten den
vom Landesherrn zu garantierenden .Schutz und Schirm*, der nach der Katastrophe
von Sempach im Jahre 1386 immer stärker gefordert wurde. Sempach war
zum Anlass geworden, eine vorderösterreichische Ständeversammlung zu institutionalisieren
, und bezeichnenderweise wurde die Katastrophe von Sempach bei den
einzelnen Ständeversammlungen immer wieder als historischer Bezugspunkt in
Erinnerung gerufen. Die Erinnerung an die Niederlage von Sempach konnte im
15. Jahrhundert bloß vorübergehend verdrängt werden, nämlich beim Einfall der
Armagnaken, als die Eidgenossen 1444 bei St. Jakob erfolgreich Widerstand leisteten
. Der so genannte Mülhauser oder Waldshuter Krieg von 1468 zeigte aber erneut
die andere Seite eidgenössischer Gewaltbereitschaft. Die sundgauischen Gebiete
wurden verwüstet und Waldshut belagert. Das Ausmaß der Zerstörungen war
beträchtlich: 200 Dörfer. 16 Burgen und etwa 6.000 Häuser waren zerstört worden15
. Zwei Landtage fanden anschließend in Neuenburg statt, nämlich am
19. September 1468 und am 28. April 146916. Wieder wurde an Sempach erinnert,
gleichzeitig aber auch ein Ausweg aus der Misere des Waldshuter Krieges gesucht.
Die von den Eidgenossen geforderte Kriegsentschädigung von 10.000 Gulden sollte
durch eine einprozentige Vermögenssteuer finanziert werden. Wie immer taktierten
die Vertreter des Dritten Standes bei der Landtagsversammlung, indem sie
sich auf fehlende Instruktionen beriefen. Die Versammlung in Neuenburg vom
April 1469 war aber samt ihren Beschlüssen hinfällig geworden, denn Herzog Sigmund
von Österreich hatte sich zu einem folgenschweren Schritt entschlossen: Er
verpfändete einen Teil seiner vorderösterreichischen Besitzungen an Karl den
Kühnen, den mächtigen Herzog von Burgund. Dieser setzte als neuen Landvogt einen
Sundgauer Ritter ein, der vor vielen Jahren den Oberrhein verlassen und Herzog
Karl zuverlässig gedient hatte. Es handelte sich um den nachgerade berühmtberüchtigten
Peter von Hagenbach17.

Noch im vergangenen Jahrhundert diente Peter von Hagenbach am Oberrhein
als Kinderschreck, und bis vor kurzem galt er als Prototyp des skrupellosen Schergen
im Dienste eines ebenso ruchlosen Fürsten. Die Verurteilung seiner Person geschah
auch aus der Perspektive einer nationalistischen Geschichtsschreibung. Hagenbach
galt auch nach dem Zweiten Weltkrieg als Prototyp des .verwelschten*
sundgauischen Ritters, wie auch in Konstantin Schäfers Stadtgeschichte von Neuenburg
zu lesen ist18. Seit einigen Jahren bemüht sich allerdings die Geschichtsforschung
, den zweifellos ruppigen und jähzornigen Landvogt ausgewogener zu beurteilen
. Dieser Umschwung in der Beurteilung Hagenbachs ergab sich aus der Berücksichtigung
der Quellenlage, der wir unsere Kenntnisse vom angeblichen oder
realen Treiben des Landvogts verdanken. Es handelt sich durchweg um Quellen
aus den umliegenden Reichsstädten, mithin um Berichte von Außenstehenden, denen
alles daran lag. das illegale Vorgehen gegen den burgundischen Landvogt zu

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