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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 196
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rechtfertigen. Auch Neuenburg, das sich - wie wir sehen werden - wiederholt gegen
Hagenbach zur Wehr setzte, war nicht direkt von der Herrschaft Hagenbachs
betroffen, denn es gehörte nicht zu den an Burgund verpfändeten Gebieten - ganz
im Gegensatz zum benachbarten Breisach.

Den Beginn von Hagenbachs Herrschaft schildern viele Quellen durchaus positiv
. Der neue Landvogt regierte hart, aber gerecht. Die chronischen Überfälle auf
den Handelsstraßen gingen zurück, und die Sicherheit der Verkehrswege nahm zu.
Allerdings zeigte sich schon bald, dass Karl der Kühne und sein Stellvertreter ihre
Herrschaft ausweiten wollten. Systematisch kaufte Hagenbach diejenigen Rechte
zurück, die zuvor von den Habsburgern an die örtlichen Notabein verpfändet worden
waren. Damit verfolgte der burgundische Herzog eine doppelte Strategie. Einerseits
festigte er seine Herrschaft in den unübersichtlich verwalteten Pfandgebieten
, wo immer wieder und unvermutet Pfandinhaber auftauchten, um ihre Rechte
geltend zu machen'4. Das Aufkaufen der verpfändeten Rechte erhöhte andererseits
die Summe, welche Herzog Sigmund aufbringen musste. wenn er dereinst seine
Pfandschaften wieder zurückzulösen gedachte. Mit dem Rückkauf der verpfändeten
Rechte brachte der neue Landvogt aber die bisherigen Pfandinhaber - Adlige
oder vermögende Bürger - gegen sich auf.

Für die Durchsetzung von Ruhe und Ordnung führte Hagenbach eine eigene,
ihm persönlich zur Verfügung stehende, einheitlich gekleidete und berittene Polizeitruppe
ein2". Diese Neuerung beeindruckte die Zeitgenossen sehr, verunsicherte
sie aber auch gleichzeitig, denn der neue Landvogt konnte schnell und unter Gewaltanwendung
seine Ansprüche durchsetzen.

Von 1473 an verschlechterte sich die Stimmung innerhalb der Pfandgebiete,
denn Hagenbach führte den ..Bösen Pfennig" ein. eine Weinumsatzsteuer, welche
bereits unter der österreichischen Verwaltung bestanden hatte und schon immer
verhasst war. In Thann kam es deshalb zu einem Aufstand, der aber von Hagenbach
sofort unterdrückt wurde21. Weitere Widerstandshandlungen innerhalb der
Pfandgebiete kamen bis zum Sturz Hagenbachs im April 1474 nicht vor.

Das Ansehen der burgundischen Pfandherrschaft erlitt wohl die größte Einbuße,
als Karl der Kühne im Dezember 1473 ..seine*' Pfandgebiete besuchte. Begleitet
wurde er von seinem Hofstaat sowie einer Söldnerarmee, deren Mitglieder zumeist
aus der Lombardei stammten. Mitten im Winter mussten Hof und Begleittruppen
von der Bevölkerung verköstigt werden; in Breisach ließ Karl der Kühne anschließend
eine Garnison von 300 deutschsprachigen Söldnern zurück. In der mittelalterlichen
Mangelgesellschaft bedeutete dies eine lebensbedrohende Belastung der
Ortsansässigen.

Rückkauf der verpfändeten Rechte. Polizeikontrollen. Steuererhöhungen und
erzwungene Beherbergung von Truppen: Damit verscherzte sich Hagenbach die
Sympathien eines Teils der Bevölkerung in den verpfändeten Gebieten. Andererseits
durfte Hagenbach weiterhin mit teilweiser Zustimmung rechnen. Wie sein
Herr. Herzog Karl der Kühne, trat der Landvogt als Vertreter einer ..liberalen"
Wirtschaftsform auf. denn er versprach, die Zünfte abzuschaffen. Damit waren die

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