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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 198
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2007-02/0200
In diesem Kontext fällt nun das Verhalten von Neuenburg besonders auf. Als einzige
Stadt außerhalb der Pfandgebiete galt Neuenburg schon früh als gefährliches
Widerstandsnest gegenüber der burgundischen Pfandherrschaft. Neuenburg scheint
überhaupt zur Widerborstigkeit geneigt zu haben, denn frühere Konflikte um
Rheininseln und Waldnutzungen setzten sich nahtlos unter der burgundischen
Pfandherrschaft fort25.

Dieser ..schlechte" Ruf Neuenbürgs scheint auch der burgundischen Pfandherrschaft
bekannt gewesen zu sein. Bereits während der Reise Karls des Kühnen in
die Pfandgebiete im Dezember 1473 ging ein Gerücht um, dass Neuenburg als
mögliches Ziel einer unfreundlichen Übernahme vorgesehen sei, sprich: Neuenburg
sollte durch burgundische Truppen besetzt werden. In diesem Sinne warnte
Basel die Stadt Freiburg im Breisgau am 11. Dezember 1473: Ein Anschlag sei gegen
Neuenburg geplant26. Glücklicherweise kam es zu keinem Angriff.

Neuenburg erwies sich aber weiterhin als widerspenstig, wie wir den Aufzeichnungen
des Basler Kaplans Johannes Knebel entnehmen können. Zur Eskalation
des Konflikts zwischen dem Landvogt Peter von Hagenbach und den Neuenbur-
gern berichtet er Folgendes: Zuerst nahmen die Neuenburger am 6. März 1474
zwei Mitglieder von Hagenbachs Polizeitruppe gefangen27. Viel ernster waren aber
die Geschehnisse, die sich rund eine Woche zuvor am 27. Februar 1474 abgespielt
hatten. Damals hatten die Neuenburger nachts den Rhein überquert und das Haus
des Landweibels Martin Bromann umstellt: dieser repräsentierte als öffentliche
Person die Macht des Landesherrn. Warum geschah dies? Johannes Knebel erwähnt
, dass Bromann die Neuenburger zuvor beim Fischfang gestört und sich auf
diese Weise ihren Zorn zugezogen hatte. Bromann verrammelte sein Haus, als er
hörte, dass sich Ungemach näherte. Unglücklicherweise blickte er aus dem Fenster
, worauf er von einer Neuenburger Lanze getroffen wurde. Die neuenburgischen
Angreifer drangen in sein Haus ein, töteten Bromann und verletzten seinen ältesten
Sohn, den sie anschließend als Gefangenen mit sich führten.

Der Basler Kaplan Johannes Knebel schildert den weiteren Fortgang der Affäre.
Er inszeniert die Konfrontation zwischen Hagenbach und der Familie Bromann als
Drama, worin sich die Härte des burgundischen Regime spiegeln soll. Gemäß Knebel
entkam der jüngere Sohn des Landweibels. eilte nach Ensisheim, dem Verwaltungshauptort
der verpfändeten Gebiete, und beklagte sich beim dortigen Schultheiß
über das Leid, das seiner Familie widerfahren sei. Gleichzeitig bat er ihn um
Rat und Hilfe. Der Ensisheimer Schultheiß soll ihm trocken geantwortet haben:
„Mit einem gleichen Schicksal rechne ich seit Tagen." Er half aber dem Sohn des
getöteten Landweibels. indem er ihn zum Landvogt Hagenbach führte. Knebel
lässt nun den jungen Mann sein Anliegen vortragen und Hagenbach folgendermaßen
antworten: „Mein Herzog führt oft ein Heer von 30.000 Mann ins Feld. Wenn
von diesen sechstausend oder achttausend getötet werden, was kümmert es ihn
dann? Du berichtest von einer einzigen Person, die von den Neuenburgern getötet
wurde. Ich bemitleide sein Schicksal und die Ungerechtigkeit, die ihm widerfuhr,
aber geh und hilf dir selbst"28. Trotz seiner kühlen Reaktion erklärte Hagenbach

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