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Abb. 2: Ensisheim im Elsass. Verwaltungsstadt der habsburgischen Gebiete (Stich von Matthäus Merian
aus der Topographia Alsatiae von 1653)
anschließend die Neuenburger allesamt zu Räubern und drohte ihnen eine scharfe
Bestrafung an.
Zweifellos handelt es sich in diesem Teil von Knebels Schilderungen um literarische
Ausschmückungen, aber die Ereignisse von Neuenburg zeigen einerseits die
Bereitschaft der städtischen Bevölkerung, mit Gewalt gegen die burgundische
Pfandherrschaft vorzugehen, andererseits auch die unverrückbare Absicht Hagenbachs
, jeden Aufstand im Keim zu ersticken.
Kehren wir zum unglücklichen Schicksal des Landweibels zurück. Martin Bromann
hinterließ nämlich ein Rechnungsbuch zum Jahre 1470, das noch heute in den
Archives Departementales in Colmar liegt und teilweise im Anhang zur Edition der
Breisacher Reimchronik gedruckt ist29. Das Dokument, welches eine Edition verdienen
würde, zeigt bereits in den gedruckten Auszügen, wie häufig der Landweibel in
Neuenburg auf Einkauf ging. Neuenburg lieferte ihm Tuche und Kleider, Butter und
Fische. Gleichzeitig regelte Bromann in der Stadt auch die Bezahlung von Abgaben,
die ihm zustanden oder die er den Pfandinhabern wieder zurückzahlen musste. Die
häufigen Nennungen Neuenbürgs im Rechnungsbuch zeigen indirekt die Wichtigkeit
der Stadt als Handels- und Geschäftszentrum. Gleichzeitig unterstreichen sie den
Ernst der Neuenburger Bluttat: Die Aufständischen brachten mit dem Landweibel
Bromann eine stadtbekannte Persönlichkeit um.
Peter von Hagenbach konnte das Vergehen der Neuenburger aber nicht mehr
ahnden. Die Breisacher Bevölkerung erhob sich an Ostern 1474 erfolgreich gegen
den burgundischen Landvogt. Sie hatten sich mit den deutschsprachigen Söldnern
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