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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 209
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Reiches und zum Schutz der öffentlichen Sicherheit eingerichtet worden und sollten
, wie ausdrücklich im Osnabrücker Friedensvertrag zwischen Schweden und
dem Kaiser bestimmt, nach den Wirren des 30-jährigen Krieges wiederhergestellt
werden12.

Am 9. März 1661 starb Kardinal Jules Mazarin. der bisher die französische Politik
nach innen und außen geleitet hatte. Am folgenden Tag morgens um sieben Uhr
erklärte der 22-jährige Ludwig XIV. seinem Staatsrat: „Ich habe Sie (...) hierher
kommen lassen, um Ihnen zu sagen, dass ich (...) meine Angelegenheiten (...)
selbst in die Hand nehme ( ...) ich werde in der Regierung meines Staates, der Verwaltung
meiner Finanzen und den auswärtigen Angelegenheiten anderen Grundsätzen
folgen als der verstorbene Kardinal"13.

Außenpolitisch verfolgte Ludwig XIV. weiter die Ziele Richelieus. d. h. den
Kampf gegen die Krone Spanien, mit der nach seiner Meinung eine permanente
Feindschaft bestand14. Eingeschlossen in diese Auseinandersetzung war der deutsche
Teil des Hauses Habsburg und damit Kaiser Leopold L und das Reich. Mit dem
Roussillon im Süden, der Freigrafschaft Burgund und Vorderösterreich im Osten und
den Spanischen Niederlanden im Nordwesten grenzte das Gesamthaus Habsburg an
Frankreich. In der ständigen Furcht, das Haus Habsburg werde von dort „mit allen
Kräften über mich herfallen", strebte der französische König danach, die „natür-
liehen Grenzen" zu gewinnen, im Süden die Pyrenäen, im Osten den Rhein und im
Nordwesten eine stabile Festungskette15. So gesehen befand sich Frankreich in einer
Art strategischer Defensive mit beschränkten offensiven Zielen.

In den Methoden unterschied sich Ludwig XIV. allerdings deutlich von den beiden
Kardinälen. Hatten diese eine Außenpolitik der „penetration paeifique" gegenüber
dem Reich verfolgt, so ging Ludwig XIV. bald zu einer „überwiegend kriegerischen
Machtpolitik" über16.

Betrachtet man das Machtverhältnis zwischen Frankreich und den so angesprochenen
Gegnern, so zeigt sich ein deutliches französisches Übergewicht. Hinter den
außenpolitischen Ambitionen Ludwigs XIV. stand mit 18 Millionen Einwohnern
das bevölkerungsreichste Land Europas, das zentral von Paris und Versailles aus geführt
wurde. Durch die rastlose Tätigkeit des Finanzministers Colbert und des
Kriegsministers Louvois war der Staatsschatz gut gefüllt, gab es eine starke Armee
und lagen in den Häfen genügend Kriegsschiffe1". Gesandte bei allen wichtigen eu-
ropäischen Mächten, am Reichstag und bei den Reichsständen brachten den Willen
Ludwigs XIV. oft mit Arroganz und offener Einschüchterung zur Geltung18.

Spanien befand sich dagegen in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts politisch
und militärisch im Niedergang. Das Reich, „mehr eine Genossenschaft von
Territorien als ein Staat", vergaß in seiner „Friedfertigkeit" oft „seine allgemeinen
Interessen"14. Der Kaiser verfügte zwar als mächtigster Reichsstand über eine beträchtliche
Hausmacht, die aber von den Finanzen und der Verwaltung her schlecht
organisiert war. Ab 1661 drohte zudem ständig eine militärische Auseinandersetzung
mit dem Osmanischen Reich im Osten. Mehr als 300 große und kleine
Reichsstände berieten im Reichstag in Regensburg über Krieg und Frieden. Den

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