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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 219
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Statt des erhofften schnellen politischen Erfolges und der endgültigen Sicherung
der seit 1673 eroberten Gebiete drohte Ludwig XIV. jetzt ein langer Krieg gegen
eine europäische Koalition, die das Prinzip des europäischen Gleichgewichts gegen
die französische Universalmonarchie durchzusetzen versuchte.

Gestützt auf die eigenen Festungen am Rhein führte Frankreich 1688 und 1689
einen „Vernichtungsfeldzug" rund um das Elsass; nicht gegen die ohnehin abwesenden
Truppen des Reiches, sondern gegen die Bevölkerung, ihre Dörfer und
Städte'. Vor den heranrückenden kaiserlichen Truppen und den Reichstruppen
wurde das Glacis vor den Festungen in eine ..Wüste'* verwandelt72. Von Januar bis
in den Herbst 1689 gingen links und rechts des Rheins fast 1.200 Dörfer und Städte
in Flammen auf. In den Orten wurden z. T. alle Gebäude bis auf die Grundmauern
zerstört. Ihr besonderes Augenmerk richteten die französischen Befehlshaber
auf alle befestigten Städte. Burgen und Schlösser, die sie „entfestigen" ließen, damit
sie den deutschen Truppen nicht als Stützpunkte dienen konnten ". Die Anweisung
Ludwigs XIV: „Brülez le Palatinat" galt nicht nur für die Pfalz, sondern für
das ganze betroffene Gebiet74. Es war dies aus französischer Sicht nicht nur eine
militärische Notwendigkeit, sondern auch ein letzter Versuch, das Reich oder die
Reichsstände im Westen vielleicht doch noch in eine neutrale Haltung oder zum
Frieden zu zwingen.

Für acht Jahre bis 1697 wütete der Pfälzische Krieg am Oberrhein. Er wurde
auch zwischen den regulären Truppen mit großer Erbitterung und Grausamkeit geführt
. Die Kriegsauswirkungen trafen aber die einzelnen Gebiete unterschiedlich
hart. Das Elsass wurde, geschützt durch die französische Festungskette, wenig in
Mitleidenschaft gezogen.

1693 übernahm Markaraf Ludwis Wilhelm von Baden den Oberbefehl an der
Oberrheinfront. Da er im Gegensatz zu den Franzosen über keine Festungen und
nur eine geringe Truppenzahl verfügte, musste er zu strategischen Aushilfen und
zu einer für die Zeit fast revolutionären Kriegführung greifen. Gestützt auf ein
System von Linien bestehend aus Gräben. Wällen und kleine Erdbefestigungen
führte er Krieg vorzugsweise mit seinen leichten Truppen im Rücken der Franzosen
und mit der ortsansässigen Landbevölkerung, die entweder die Linien besetzen
oder Jagd auf versprengte Franzosen machen musste. Damit gelang es ihm, weitere
Einfälle französischer Truppen weitgehend zu verhindern. Eine offensive
Kriegführung über den Rhein nach Westen war den deutschen Truppen allerdings
nicht möglich75.

Das hatte zur Folge, dass bei den 1696 beginnenden Friedensverhandlungen die
deutsche Seite mit leeren Händen da stand. Die französischen Truppen hatten die
Rheinlinie, das Elsass und alle Festungen behauptet.

Die Vertreter des Kaisers und einiger Reichsstände forderten trotzdem eine Ent-
Schädigung für die Zerstörungen von 1688/89 und die Rückgabe aller Reunionen
und Straßburgs"6. Die französischen Bevollmächtigten hatten den Auftrag, jede
Diskussion über die „königliche Souveränität" im Elsass zu vermeiden^". Klar und
deutlich hatte Ludwig XIV seine Absicht bekundet, „dass der Rhein ab sofort als

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