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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 221
(PDF, 50 MB)
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stände, die Rückgabe von Straßburg und aller Reunionen. war damit nicht erreicht79
.

Mit diesem Frieden fand die „Grenzerweiterungspolitk" Ludwigs XIV. nach Osten
ihr Ende80. Ludwig XIV. schrieb an den Erzbischof von Paris: ..Straßburg, eine
der wichtigsten Vormauern des Römischen Reiches und der Ketzerei, ist für immer
meiner Krone und der katholischen Kirche angeschlossen. Der Rhein ist als Grenzzaun
zwischen Frankreich und Deutschland wiederhergestellt'*8'. Von einem Oberrhein
-Gebiet links und rechts des Rheins konnte nicht mehr gesprochen werden.
Durch den Gegensatz zu Frankreich bildete sich eine rechtsrheinische Region, die
sich politisch und militärisch im Schwäbischen Reichskreis organisierte^.

Ludwig XIV. hat während seiner Regierungszeit von 1661 bis 1715 das französische
Territorium erheblich erweitert. Ein bedeutender Teil der Neuerwerbungen
war ehemaliges Reichsgebiet, wie die nun französische Provinz Elsass mit Straßburg
und die Freigrafschaft Burgund.

Neben dem Verlust von Reichsgebiet waren die unmittelbaren Folgen der seit
1674 am Oberrhein stattgefundenen Kriegshandlungen nicht weniger gravierend.
Die ..unsäglichen Drangsale", denen die Reichsstände und ihre Untertanen am
Oberrhein ausgesetzt waren, listet ein Zeitgenosse minutiös auf: "gewalthätige
feindliche Überziehungen. Contributionen. Durchmärsche. Still-Lager. Winterquartiere
und andere dergleichen Kriegs-Calamitäten'**3. Hinzu kamen die Forderungen
aller Parteien an die Bevölkerung nach Lieferung von Lebens-, Geld- und
Transportmitteln sowie nach Arbeitsleistungen bei der Anlage oder Beseitigung
von Befestigungen. Auf deutscher Seite wurde die ländliche Bevölkerung zudem
in einer Art ..Volkskrieg" gegen kleinere französische Truppenteile eingesetzt84.
Die feindlichen Parteien standen sich in der Bedrückung der Bevölkerung in nichts
nach. Ein Bürger von Bretten meinte sogar. ..der Freund habe mehr Schaden zugefügt
als der Feind, den Mordbrand (der Franzosen) ausgenommen*'85.

Allgemein werden die Folgen der seit 1674 geführten Kriege für die Gebiete am
Oberrhein als schwerwiegender beurteilt als die des 30-jährigen Krieges. Insbesondere
wurde alle seit 1648 geleistete Aufbauarbeit wieder zunichtegemacht. Die
Bevölkerungsverluste betrugen bis zu 50 % und mehr86. Für viele Orte am Oberrhein
galt die Bemerkung aus dem Offenburger Ratsprotokoll: „(...) von denen
franzosen totaliter ruiniert und in die asche gelegt"87. Total zerstört wurden Heidelberg
und Mannheim. Die alte Bausubstanz von Städten wie Worms, Speyer. Durlach
und Baden wurde z. T. völlig vernichtet, was oft den Wechsel der fürstlichen
Residenz an einen anderen Ort oder wirtschaftlichen Abstieg zur Folge hatte. Das
Reichskammergericht musste von Speyer nach Wetzlar verlegt werden. Am 24.
August 1689 ging die badische Residenz in Flammen auf. Nicht zuletzt deswegen,
weil die badischen Markgrafen auf Seiten des Kaisers standen, sollte auch ihr ganzes
Land „unbewohnbar" gemacht werden88.

Die Wirtschaft lag allerorten danieder. Die Zerstörung des Waldes, der Acker-
und Weinkulturen führte teilweise zu einem Wechsel bei den angebauten Früchten.
Mais. Kartoffeln und Tabak wurden vermehrt angepflanzt, weil sie schnelle Erträge
versprachen und damit das Überleben sicherten.

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