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Abb. 1: Traubenlese <Petrus de Crescentiis. Von dem nutz der ding die in ackeren gebuwt werden
[...]. Straßburg 1518: reproduziert nach Medard Barth: Der Rebbau des Elsaß und die Absatzgebiete
seiner Weine. Ein geschichtlicher Durchblick. Bd. 2. Strasbourg 1958. Abb. 1111112)
Krise des elsässischen Weinbaus schlechthin vor 1500 sollte man auf keinen Fall
sprechen. Es vollzog sich stattdessen ein Strukturwandel, den man getrost als eine
Gesundschrumpfung bewerten darf, da sich der Rebbau von wenig geeigneten Flächen
zurückzog und dem Anbau von anderen gewinnbringenden Kulturen, etwa
Obstgärten. Platz machte, w ie andernorts für Mittelrhein und Mosel belegt ist4.
Ein zweiter Wirtschaftszweig von eminenter Bedeutung war der Silberbergbau,
der zu Recht als besonders krisenanfällig angesehen wird. Beim Abbau standen
immer wieder Naturkatastrophen ins Haus: Stollen- und Schachteinbrüche. Überflutung
und Feuersbrünste. Überdies erwies sich die Kapital- und Betriebsstruktur
des Montansektors als äußerst labil: Spekulatives Investment konnte rasch zu
Überproduktion und somit zu jähen Preisstürzen führen, wie etwa für den mansfel-
dischen Kupferbergbau nach 1515 attestiert ist, in diesem Falle durch ausländische
Konkurrenz von Schweden und der Slowakei potenziert1". Neue Verhüttungstechniken
im Silberbergbau - vorab das Saigerverfahren - konnten die technischen und
betrieblichen Mängel nur begrenzt aufw iegen.
Die Silberbergwerke am Oberrhein, zuerst im Bereich des Schauinsland, die
schon im 13. Jahrhundert auf vollen Touren liefen, haben jedoch niemals den Umfang
erreicht, in welchem das Fremdkapital und die Lage am Weltmarkt ein wesentliches
Risikomoment dargestellt hätten. Die Schwierigkeiten im rechtsrheinischen
Bergbau, bereits in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts zu beobachten.
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