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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 240
(PDF, 50 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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die Grundbedingungen der bäuerlichen Existenz zumindest vor der Jahrhundertmitte
nicht als gefährdet betrachtet werden dürfen.

IV.

Zum Schluss seien noch einige allgemeine Bemerkungen zur Wirtschaftslage am
Oberrhein im 15. und 16. Jahrhundert erlaubt. Aus der Sicht des Wirtschaftshistorikers
fallen die durch Kriege. Hungersnöte und sonstige Krisen verursachten sozialen
und wirtschaftlichen Störungen viel weniger ins Auge als das langfristige Ungleichgewicht
zwischen Stadt und Land. Da ich dieses Thema an anderer Stelle
mehrfach behandelt habe, sei hier lediglich auf die Hauptmerkmale hingewiesen60.
Schon Mitte des 15. Jahrhunderts treten die ersten Anzeichen einer Verlagerung
der wirtschaftlichen Konjunktur von den gewerblichen Mittelstädten auf das platte
Land, die durch das Aufkommen von Landhandwerk und die Gründung von Dorfmärkten
bzw. die Einrichtung von nicht privilegierten informellen Märkten und
Salzkästen gekennzeichnet ist. Dieses Phänomen setzt sich ins 16. Jahrhundert
fort, wobei herrschaftliche Interessen zumal zwischen Baden und Habsburg eine
beträchtliche Rolle spielten, hatten doch die Markgrafen ländliche Märkte auf ihrem
Territorium als Konkurrenz für die bestehenden vorderösterreichischen Kleinstadtmärkte
, darunter wiederum Neuenburg, bewusst gefördert. Durch Marktzwang
oder anders gewendet durch Zufuhrsperren haben die Obrigkeiten ihre Rivalen
kaltzustellen versucht. Diese Markt- und Handelspolitik führte ihrerseits zu
Verzerrungen im Wirtschaftsleben und war wohl so nicht rigoros durchzuhalten.
Der Aktenniederschlag über wirtschaftliche Konkurrenz zwischen Stadt und Land
ist jedoch ein gewaltiger: diese stellt gleichsam den cantus firmus des damaligen
Wirtschaftslebens nicht nur am Oberrhein. sondern auch in anderen Gebieten des
Reichs dar. In unserem Raum ging die Konkurrenz freilich mit ernsthaften Bemühungen
einher, im Rahmen des Rappenmünzbundes existenzielle Fragen der Lebensmittelsicherung
durch Zusammenarbeit auf eigens dazu einberufenen Fleisch-
und Korntagen zu regeln61. Gerade diese Spannung zwischen Konkurrenz und Kooperation
- nicht etwa Krisen oder Katastrophen - verleiht der oberrheinischen
Wirtschaft zwischen 1450 und 1600 ihr besonderes Gepräge.

Anmerkungen

1 Geoffrey Parker. The Army of Flanders and the Spanish Road 1567-1659. Cambridge 1972.

2 Horst Buszello. "Wohlfeile" und "Teuerung" am Oberrhein 1340-1525 im Spiegel zeitgenössischer
erzählender Quellen, in: Bauer. Reich und Reformation. Festschrift für Günther Franz zum
80. Geburtstag am 23. März 1982. hg. von Peter Buckle. Stuttgart 1982. S. 27. 29: Francis Rapp.
Die soziale und wirtschaftliche Vorgeschichte des Bauernkrieges im Unterelsaß, in: Bauernkriegs-
Studien, hg. von Bernd Moeller (Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte. 82.2/83
[Nr. 189]). Gütersloh 1975. S. 40.

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