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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 249
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2007-02/0251
Rückkehr und W iederaufbau

Im März 1714 wurde in Rastatt der Friedensvertras zwischen Kaiser Karl VI.
und Ludwig XIV. geschlossen, ein halbes Jahr später zwischen Frankreich und
dem Reich. Die rechtsrheinischen Festungen musste der französische König zurückgeben
, das Elsass und Straßburg blieben in seiner Hand.

Die Neuenburger durften nach dem ersten Friedensvertrag noch nicht zurückkehren
, denn sie befanden sich am 30. April noch in Steinenstadt16. Nur ein kleines
Häufchen. 46 Bürger und ihre Familien, kehrten im Laufe des Jahres in die Trümmerlandschaft
zurück. Was bewog sie, so schnell wie möglich ihre etwa fünfzehn
Nothütten abzuschlagen und in eine ungewisse Zukunft, zu öden Steinhauffen aufzubrechen17
? Was trieb sie dazu an, erneut ganz von vom zu beginnen? Vor etwa
einer Generation standen sie schon einmal vor der Situation, in eine zerstörte Stadt
zurückzukehren. Sie hatten es damals kaum erwarten können, dass ihnen die Regierung
die Erlaubnis dazu erteilte. Was sie dazu drängte, erklärte Pfarrer Christen
der Jüngere im Anniversarbuchls: Gott habe ihnen die Gnade erwiesen, dass sie
nach ausgestandenem langem Exil wieder hierher ziehen durften. In der Verbannung
hatten sie gelebt, waren ungeliebte .Gäste" in einer Gemeinschaft gewesen,
die von ihnen enttäuscht war. die anderes erwartet hatte, vielleicht sogar eine Eingliederung
in ihre Dorfgemeinschaft. Sie wollten jedoch zurück, dorthin wo sie
einst gelebt hatten, wo sich ihre Güter befanden. Der Wunsch nach Rückkehr in
den Heimatort ist eine anthropologische Konstante, die bis heute ihre Gültigkeit
besitzt, wie sich auch nach den beiden Weltkriegen feststellen ließ.

Pfarrer Christen war sich der Bedeutung dieser Rückkehr bewusst. sanz nach
biblischen Vorbildern. Er begnügte sich daher nicht mit dem formlosen Verlassen
des Exils; eine solche Rückkehr musste feierliche Formen erhalten. Er trieb daher
den Wiederaufbau der Heilig-Kreuz-Kapelle voran, an der vorbei sie 1704 ihr Weg
ins Exil geführt hatte. Schon ein Jahr später war sie unter Mithilfe der ganzen Gemeinde
an der alten Stelle wieder errichtet. Am l» Mai 1715. dem Jahrestag der
Vertreibung, versammelte er die Pfarrgemeinde um sich. Bei strömendem Regen
ging er noch einmal mit ihnen zurück nach Steinenstadt, um von dort im Triumphzug
in die Heimatstadt zurückzukehren.

Gerade Pfarrer leisten oft einen wichtigen Beitrag zur psychischen Bewältigung
von Extremereignissen wie Stadtzerstörung und Vertreibung14. Mit der Wiedererrichtung
der Kapelle und der Rückkehr an den Heimatort waren die Jahre im Exil
beendet und auch quasi überstanden.

Wer kehrte nun zurück, handelte es sich um Neubürger oder um alteingesessene
Familien? Ein früherer Pfarrer äußerte, dass nur ganz wenige alte Geschlechter
während der Kriege hier geblieben seien.

Aus dem Jahr 1700 liegt eine Namensliste mit 74 Bürgern vor, ebenso von 1715
mit 53 und von 1760 mit 95 Bürgern. Nachfolgend wurde versucht, aus Akten des
17. Jahrhunderts. Literatur und dem Ortssippenbuch von Neuenburg die Namen der
Familien herauszufiltern. die sich über mehrere Jahrhunderte nachweisen lassen20.

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