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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 254
(PDF, 50 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2007-02/0256
Die Behörden stellten jedenfalls keinerlei Überlegungen an, Neuenburg an einem
anderen, vom Rhein geschützten Platz wiederaufzubauen. Frau Kammerer hat zu
diesem Thema bereits die Ambivalenz der Lage am Fluss erörtert und auch festgestellt
, dass Städte und Dörfer nach Zerstörungen fast alle am gleichen Platz wieder
aufgebaut wurden. Gegen eine Verlegung hätten sich die Neuenburger auch sicherlich
zur Wehr gesetzt, da sich dadurch die Besitzverhältnisse geändert hätten.

Einer der ersten, der mit dem Wiederaufbau begonnen hatte, war Bürgermeister
Linder. Er konnte bereits am 28. Juni 1714 eine Ratssitzung in seinem Haus am
Rhein abhalten32. Obwohl er begütert war. hatte er keine Skrupel, sein Haus auf
Allmendgut zu erbauen, ohne dafür etwas zu bezahlen, bis er von der Regierung
dazu aufgefordert wurde. Sein Verhalten gezieme sich nicht für ein Stadtoberhaupt,
tadelte sie33. Schon bald nach seiner Rückkehr in die Stadt feierte er Feste und ließ
zum Tanz aufspielen, obwohl viele seiner Mitbürger nicht einmal ein Dach über
dem Kopf hatten. Ein Zusammenstoß mit dem Pfarrer wurde unvermeidlich, als
Linder sogar an Feiertagen die ganze Nacht hindurch drei Spielleute Musik machen
ließ. Sein Verhalten entsprach weder den Moralvorstellungen der Zeit, noch
dem eines Stadtoberhauptes, zumal im Stadtwesen alles in Unordnung war. wie
die Regierung bemängelte. Klüngelwesen und Eigenmächtigkeiten des Rates
zeigten nicht nur in dieser Stadt die Spätfolgen eines langen Krieges34.

Mit viel Mühe versuchte Pfarrer Christen. Ordnung in die Gemeinde zu bringen.
Als erstes erließ er ein Verbot, an Sonn- und Feiertagen auf dem Feld zu arbeiten,
zu denglen, backen, waschen und die Wäsche auflienckhen-. Die guten Sitten waren
offenbar in Vergessenheit geraten, eine stereotype Klage, die in vielen Gemeinwesen
nach Kriegen zu beobachten ist.

Der Kampf um alte Rechte

Die kurz nach der Zerstörung von Neuenburg erteilte Genehmigung, in Schlien-
gen Wochen- und Jahrmärkte abhalten zu dürfen, war nur einer der vielen Beschwerdepunkte
von Bürgermeister und Rat. Von allen Seiten wurden die Besitzrechte
der Stadt beschnitten und beeinträchtigt, wie die lange Liste der Beschwerden
zeigt, welche die Stadt der Regierung zukommen ließ36:

Beschwerden gegen ...

Baden-durlachische Gemeinden

Auggen - Streitpunkt: Weidgang: Abholzen von Wald und Nutzung
für Ackerbau

Hügelheim und Zienken - Streitpunkt: Verweigerung von Holzrechten
Müllheim - Streitpunkt: Einrichtung eines Wochenmarktes

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