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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 257
(PDF, 50 MB)
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gentum. Die Nachbargemeinden plädierten jedoch für eine gerechtere Lösung: Angeschwemmtes
Land solle dem gehören, dem es genommen wurde. Da Neuenburg
dem nicht zustimmte, manövrierte sich die Stadt in einen weiteren Prozess.

Einen viel härteren und schwierigeren Kampf hatte die Stadt jenseits des Rheins
zu führen. Mehr als die Hälfte der Neuenburger Gemarkung - 2.1 knr. wie von
Helmut Volk gehört - lag auf linksrheinischem Terrain, darunter der große Eichwald
. In Friedenszeiten sei ihnen dieses Gebiet von Frankreich nie streitig gemacht
worden, berichteten die Neuenburger 1714 der vorderösterreichischen Regierung34.
Ohne große Belästigung hätten sie auch die fünf linksrheinisch gelesenen Inseln
mit insgesamt 324 ha nutzen können. Während der Zeit ihres Exils war es jedoch
im Sommer 1709 nochmals zu Kämpfen zwischen französischen und kaiserlichen
Truppen gekommen, in der Nähe von Rumersheim und Hammerstatt auf linksrheinischem
Boden. Der kaiserliche General Mercy verlor die Schlacht, die Franzosen
nahmen den großen Eichwald der Stadt als Beute und fällten alle Bäume. Dadurch
entstand neues und offenbar herrenloses Siedlungsland, das auch gleich von heimatlosen
Leuten aus der Schweiz und Frankreich in Beschlag genommen wurde.
Sechs Jahre später. 1715. standen etwa 30 kleine, mit Stroh gedeckte Häuschen
und Scheunen auf dem Gelände des einstigen Eichwalds. Dort hatten sich die so
genante Waldfratzen oder Chalampe. Schalamper, niedergelassen40. Die Neusiedler
beriefen sich auf ein Edikt Ludwigs XIV.. kraft dessen einem jeden in seinem
Königreich zugestanden sein solle, erödete Grundstuckh auf 12 Jahr gratis ohne
Beschuärdte oder Erkandtlichekeit anzubauen. Zuständig seien nur der Intendant
zu Straßburg oder der Conseil zu Colmar41.

Im Mai 1715 fand in Anwesenheit von Regierungsmitgliedern und allen Neuen-
burgem - 44 Bürgern, neun Witwen und zwei Hintersassen - eine Zusammenkunft
und Anhörung auf linksrheinischem Boden statt. Aller Protest von Bürgermeister
und Rat nützte nichts, die .Schalamper" ließen sich nicht mehr vertreiben.

Nach Meinung der vorderösterreichischen Regierung in Freiburg könnte der
Zwist mit den rechtsrheinischen Gemeinden gelöst werden, schw ieriger sei es jedoch
bei den linksrheinischen Übergriffen. Hierbei hat die Erfahrenheit deß mehreren
erwisen, daß so leichter Dingen nichtfi werde zu erheben seyn [...]. Selbst
wenn Prozesse geführt würden, werde Neuenburg einiges verlieren, wenn nicht der
in Paris residierende Botschafter von Königseck durch Verhandeln einiges er-
reiche. Die Regierung bemängelte, dass Frankreich entgegen den Bestimmungen
des Friedens von Baden den Besitzern linksrheinischer Güter all ihre Rechte beschnitt42
. Der Kurfürst und Pfalzgraf bei Rhein. Carl Philipp, erstattete dem Kaiser
in Wien darüber Bericht. Karl VI. betonte, dass im Westfälischen Frieden nur die
Gebiete an Frankreich abgetreten worden seien, die dem Erzhaus. Habsburg, eigentümlich
gehörten, jedoch nicht das Ober- und das Niederelsass. Vieles - wie
Straßburg und die zehn Reichsstädte - sei wider Recht unter die französische Herrschaft
gezogen worden. Er beabsichtige durchaus, seine Rechte und die des Reichs
mit Nachdruck einzuklagen. Aber nichts geschah. Der Kaiser forderte Neuenburg
sogar auf. nichts gegen die französischen Untertanen zu unternehmen und schon

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