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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 259
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sie unter Neuenburger Vogtei beziehungsweise landesfürstlicher Territorialhoheit
stehen, da sie als französische Untertanen anzusehen seien. Ein Konflikt, der selbst
den Juristen unlösbar erschien.

Die Bestimmungen des Friedens von Baden wurden jedenfalls von Ludwig XIV.
verletzt, wie Regierung und Hofkammer feststellten. Der Rhein war zur Barriere,
zum unüberwindlichen Hindernis geworden. Umsonst hatte sich einst Markgraf
Ludwig Wilhelm von Baden für die Errichtung einer Reichsbarriere eingesetzt, um
das Reichsgebiet bereits vor dem linksrheinischen Ufer gegen Frankreich abzuschirmen
. 1714 konnte davon keine Rede mehr sein46.

So wurde Neuenburg ein Opfer der konkurrierenden politischen Mächte: des auf
eigene Sicherheit bedachten Kaisers und des beherrschenden französischen Königs
. Die Stadt kämpfte auf verlorenem Posten und musste 1789 endgültig den
linksrheinischen Besitz aufgeben4". Es ist müßig zu erörtern, wieviel anders sich
die Stadt ohne diesen großen Verlust entwickelt hätte.

Auf die Auseinandersetzung mit den rechtsrheinischen Nachbarn kann nicht eingegangen
w erden; Neuenburg setzte sich jedenfalls nicht durch - die kaiserlichen
Privilegien hatten ihre Strahlkraft verloren.

Eine Stadt im Wandel - Ausblick

Die Kriege, die mehrmalige Zerstörung Neuenbürgs und der Wandel in der Einwohnerschaft
ließen im Verlauf der nächsten Jahrzehnte eine völlig andere Agglomeration
entstehen, die man eher als Landstädtchen bezeichnen würde. Noch 1730
besaß die Stadt kein Rathaus, keine Schule und kein Spital, keine Mühle und keine
Märkte, auch keinen Bach, der wie früher die Stadt mit Wasser versorgte. Seit drei
Jahren stand wenigstens die Kirche. Etwa eine Generation später. 1760. hatte die
Bevölkerung zwar beträchtlich zugenommen, aber die im vergangenen Jahrhundert
hier ansässige wohlhabende Kaufmannsschicht und die Adligen waren nicht zu-
rückgekehrt. Ein sozioökonomischer Wandel hatte stattgefunden, wie aus der Steuertabelle
der Hauseigentümer von 1760 hervorgeht, die der Festsetzung des Steuersatzes
diente48.

Die darin genannten Berufe, dazu einige Stadtangestellte wie Bannwart, Hirte
usw., weisen auf eine verarmte Bevölkerung, die ihr Handwerk betrieb, um die geringen
Erträge aus der Landwirtschaft durch ein paar Gulden Dazuverdienst aufzubessern
. Haupterwerbszweig war inzwischen die Fischerei, nachdem die Schifffahrt
nur wenig gefragt war. Der linksrheinische Verkehr litt unter der Grenzsituation
und den konkurrierenden Orten Grißheim und Bremgarten. Wie so häufig
nach Kriegen44, hatte in Neuenburg eine Reagrarisierung50 stattgefunden, die den
Charakter der Stadt veränderte. Im Gegensatz zu vielen anderen Städten war der
Wiederaufbau 1760 noch nicht beendet, ging auch nur langsam voran, wie die geringe
Zahl der Baugewerbe annehmen lässt. Wo in anderen Städten wie Speyer
dieser Berufszweig gut verdiente51, war dies in Neuenburg nicht der Fall. Über den

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