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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 267
(PDF, 50 MB)
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sen launigen .Vater" gehört. Aber auch weiter stromabwärts versetzte der Rhein die
Anwohner in Ansst und Furcht. Große Hochwasser bzw. Eissänse notierte bei-
spielsweise der Kölner Hilbrant Suderman für die Jahre 1489. 1491. 1496 und
1503 in seinem Tagebuch.5 Was mit so unaufhaltsamer, plötzlicher Gewalt in das
Alltagsleben eindringt, erweist Geschichte auch als Teil der Geographie. Helmut
Volk zeigte dies mittels reizvoller Kartenmodellierung an Siedlungsgenese und
Landnutzung der drei bis fünf Kilometer breiten Überschwemmungszone der
Rheinaue vor Neuenburg zwischen 1700 und 1870. Mit der nur von außen als soziales
wie wirtschaftliches Paradoxon wahrnehmbaren Erscheinung, dass zwischen
Basel und Straßburg unmittelbar am Rhein und beiderseits des Flusses direkt in
der Hochwasserzone mehr als 70 Dörfer und Städte lagen, beschäftigte sich Odile
Kammerer. Denn Flüsse waren und sind nun einmal nicht nur gefährlich, sondern
auch nützlich. Den Zeitgenossen des Spätmittelalters galt ein Fluss als vollendeter
Ausweis der ..Schönheit" einer Stadt6. Und um diese Schönheit im umfassenden
Verständnis des Begriffes galt es. aus ganz unterschiedlichen Gründen und gerade
in einer dichtbesiedelten Landschaft mit seiner herrschaftlichen wie genossenschaftlich
-gemeindlichen Gemengelage zu buhlen. Es galt und gilt dabei, die gefährlichen
Chancen fließenden. Flöße und Schiffe tragenden. Menschen. Waren
und Nachrichten transportierenden Wassers nicht nur in der und für die Gegenwart
zu nutzen und beherrschbar zu gestalten, sondern sie auch für die Zukunft durch
Eindeichung, durch Aufbau eines Versicherungswesens, sogar durch die Verlagerung
einer ganzen Stadt zu sichern, und zwar gegen alle, zumindest den Alten noch
präsente Erfahrung, dass sich die Natur nun einmal nicht von den Menschen übertölpeln
lässt. Jürgen Treffeisen verdeutlichte die Katastrophe Neuenbürgs von
1525. die zudem den Ruin der Stadtfinanzen besiegelte, als Schlussakkord einer
langen Reihe von Stadtzerstörungen durch Hochwasser.

Prä- und Interludien gestalteten die beiden thematischen Blöcke Krieg und Naturkatastrophe
: Missernten, die den vielen kleinen Tagelöhnern, den working poor.
und den tatsächlich Armen, nach der Faustformel Ulf Dirlmeiers 50 bis 60 Prozent
der steuerzahlenden Bevölkerung größerer Städte . durch ihre Teuerungen buchstäblich
die Getreidenahrung, ihr tägliches Mus. raubten und sie in den Hunger
trieben, beschrieb Horst Buszello als Folgen der spezifischen Verschränkung von
Wettergang. Klima. Bevölkerungsentwicklung. Agrarproduktion und Marktgeschehen
. Der Kölner Jurist und Tagebuchschreiber Hermann Weinsberg, der zu den wenigen
Wohlhabenden und Reichen zählte, brauchte während der exorbitanten Nahrungsmittelteuerung
der Jahre 1586 bis 1588 nicht zu hungern, weil er genügend
Vorräte besaß, und erkannte hellsichtig: ..Damit habe ich im Gegensatz zu den so
vielen Tausenden zufrieden zu sein, die solches nicht haben'**. Kay Peter Jankrift
stellte die Pandemie der Pest am Oberrhein. insbesondere im Straßburg des Jahres
1349. dar und verglich seine Befunde mit dem Seuchengeschehen am Niederrhein
und in Westfalen. Gleichsam einen Querschnitt der Wirkungen oder Faktorenbündel
von Missernten. Hungersnöten. Seuchen und Kriegen, Klimagängen und Bodenerosion
bot endlich Dorothee Rippmann mit dem Blick auf Baselbieter Dorfge-

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