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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 270
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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rungen im religiösen Kultus: zu einer Erweiterung der Verehrung der Gottesmutter
Maria nach der ersten Pestpandemie Europas im Zeitalter Kaiser Justinians - die
Reichsbevölkerung des späten 6. Jahrhunderts rief Maria nicht mehr nur als reine
Vermittlerin und Fürsprecherin vor Gott an, sondern auch als Beschützerin der
Hauptstadt Konstantinopel21 —, auch zur bewältigenden, entlastenden Neuerfindung
von speziellen Pestheiligen wie St. Rochus während des 15. Jahrhunderts-.

Da kam es endlich zur Neuerfindung von Herrschaft als Form der Kontingenzbewältigung
. Auf welche Weise Davongekommene Nach-Katastrophenzeiten als
Zeiten der Intensivierung von Macht begreifen konnten, diskutierte jüngst Martina
Stercken am Beispiel von Eingaben, die Landsässige. Dörfer und Städte der habs-
burgischen Vorlande 1411 an ihren Herrn. Herzog Friedrich IV. von Österreich.
richteten23. Im Jahr zuvor schon hatten sie sich als Reaktion auf die soziale Unrast
nach den Appenzeller Kriegen in einer Einung zusammengeschlossen, an der auch
herrschaftliche Vögte beteiligt waren. In ihren Klagen verfolgten die habsbur-
gischen Herrschaftsunterworfenen. die sich bereits 1410 zu einer Einung unter Beteiligung
landesherrlicher Vögte zusammengeschlossen hatten. ..eine Strategie zur
Regelung schwerwiegender Probleme" und. was wesentlich ist. zur umdeutenden
Aktualisierung von Herrschaft. Freiburger. Breisacher und Neuenburger Eingaben
versuchten Herzog und Hof aufzurütteln: ..Raub und Brand" herrschten in den Vorlanden
, das Leben sei ..unsicher, fried- und rechtlos" geworden. Ihre Gravamina
verbanden sie beim offenkundigen Versagen der Herrengewalt mit offener Kritik,
was freilich keineswegs hieß: Destabilisierung von Herrschaft im Angesicht einer
krisenhaften Nachkriegszeit. Martina Stercken bewertet vielmehr die Beschwerden
als ..Beleg für eine funktionierende Herrschaftsstruktur", die allerdings in der Alltäglichkeit
der Herrschaftspraxis nach den Kriegen vornehmlich von den Herrschaftsunterworfenen
selbst, vor allem von den Städten, und weniger von der landesherrlichen
Administration getragen und intensiviert worden sei.

IV.

Mit diesen Bemerkungen und Fragen zu Wahrnehmung und Bewältigung von
Katastrophen will ich es bewenden lassen, um mit dem .Bewältigungsszenario" des
Chronisten Tileman Elhen von Wolfhagen zu schließen: Der notiert in seiner .Limburger
Chronik" in Rückschau auf die Zeit um 1350: ..Danach über ein Jahr, als
dieses Sterben [die Pest], die Geißler- und Römerfahrt, die Judenschlacht", wie
zuvor geschrieben steht, ein Ende hatten, da hob die Welt wieder an zu leben und
fröhlich zu sein, und die Männer machten neue Kleider'* -.

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