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3. Die Glöcklehof-Kapelle - Bad Krozingens „kostbarster Besitz6'
Wenn in überregionalen Kunstführern auch Bad Krozingen genannt wird, dann
insbesondere wegen der vom langjährigen Direktor des Freiburger Augustiner-Museums
Hermann Gombert als „kostbarster Besitz" des Kurortes bezeichneten Fresken
in der Glöcklehof-Kapelle.
Christus-Bild: Eines der ältesten nördlich der Alpen
Die Kapelle ist gemauert mit Lese- und Bruchsteinen - Wacken - wie sie allenthalben
in der Vorbergzone des Schwarzwaldes zu finden sind, und hat bucklige
und schiefe Wände. Es handelt sich um einen nach Osten ausgerichteten Saalbau
mit einer Gesamtlänge von ca. 11,7 m und einer Breite des Saals von ca. 6 m. Die
Stärke der Mauern beträgt 0,75 m. Auffallend sind hoch oben tiefe und kleine romanische
Fenster. Der schmale und rechteckige Chor und das Langhaus haben fast
die gleiche Höhe. Ein barocker Dachreiter markiert die Grenze der beiden Baukörper
. Der Zutritt erfolgt von der Westseite her durch eine Tür mit geradem Sturz
und einem großen Rundbogenfenster darüber.
Entdeckt wurden die Fresken an der Wand über dem Altar im Jahre 1936 von
dem in Bad Krozingen zur Kur weilenden Gast Albert Pfeffer, Pfarrer in Lautlingen
bei Ebingen/Württemberg und zugleich Kunstbeauftragter der Diözese Rottenburg
. Datiert werden der Bau der Kapelle und die Fresken auf das 10./11.
Jahrhundert. Als Bauherr wird das damalige Kloster St. Gallen, südlich des Bodensees
in der heutigen Schweiz, vermutet wegen ähnlicher Motive in den Buchmalereien
der dortigen Mönche und aufgrund der Tatsache, dass die erste schriftliche
Erwähnung Krozingens [um 800] in einer St. Galler Urkunde erfolgte. Am
bekanntesten wurde das Christus-Bild inmitten der Fresken direkt über dem Altar
der Glöcklehof-Kapelle. Es handelt sich um eines der ältesten nördlich der
Alpen. Umgeben von einem kreisrunden Medaillon thront Christus wie in der
Romanik üblich majestätisch als Weltenrichter, hier ohne Bart mit Heiligenschein
, voll „ewiger Jugend", segnend mit den gelängten Fingern der rechten
Hand, die linke Hand auf ein Buch stützend, außerdem „größer und unmittelbarer
in seiner Erscheinung als die übrigen Figuren des Frieses" (Gombert).
Das Opfer
Erst in den letzten Jahren wurde aber deutlich, welch großes und bedeutendes
„Gesamtprogramm" (Eva Mongi-Vollmer) hinter den einzelnen ikonogra-
phischen Motiven der Fresken an der Wand über dem Altar steht. Am ausführlichsten
dargestellt ist im Rahmen der nur noch in ihren umrisshaften Zeichnungen
und zum Teil nur fragmentarisch erhaltenen Malerei auf beiden Seiten
des in der Mitte thronenden Christus das Martyrium von Johannes dem Täufer.
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