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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
70.2008, Heft 1.2008
Seite: 15
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2008-01/0017
Den unteren Rahmen bildet ein breiter, roter horizontaler Strich, den oberen ein
Mäanderfries, einem orientalischen geometrischen Ornament ähnelnd. Auf der
vom Christus-Bild her gesehen rechten Bildfläche ist die bereits durch einen
Henker exekutierte Hinrichtung des Johannes im Gefängnis dargestellt. Der entblößte
Oberkörper des Heiligen hängt kraftlos und mit gefesselten Händen aus
einem Kasten, der den Kerker symbolisiert. Aus dem Stumpf des Halses tropft
Blut. Der Henker hat sein Werk getan und steckt gerade sein Schwert in die
Scheide. Oben tragen Engel, die Hände verhüllt, die Seele des Propheten in Gestalt
eines Kindes zu Gott empor. In diesem Zusammenhang wird der stehende
Heilige - auffallend groß und schlank - als der sich selbst opfernde Johannes der
Täufer gesehen, fürbittend seine Hände zu Christus streckend, im Ornat frühchristlicher
Priester mit Albe, Tunika und Mantel. Unter dem St. Galler Abt
Ekkehart I. (958-972) hatte die Verehrung von Johannes dem Täufer einen Höhepunkt
erreicht. In einer Sequenz zum Feste der Enthauptung des Täufers (29. August
) feiert Ekkehart I. Johannes als „priesterlichen Mittler" zwischen Christus,
dem Sohn Gottes, und den Menschen.

Auf der von Christus her gesehen linken Bildfläche finden wir das Gastmahl des
Herodes und seiner Geliebten Herodias sowie den Tanz der Salome. Hinter einem
gedeckten Tisch - vorbereitet zum Mahl ist ein Lamm - thronen Herodes und Herodias
, beide mit einer Krone auf ihrem Haupt. Die Würde des Herodes, im oberen
Teil nur noch teilweise erkennbar, wird noch - auch hier lohnt es sich, genau hinzusehen
- hervorgehoben mit einem Schemel unter seinen Füßen. Von links bringt
ein Diener, wie der Henker ebenfalls in der Uniform eines römischen Soldaten,
ohne jegliche Verhüllung der Hände auf einem Tablett das Haupt des Johannes.
Während die Opferung seiner Seele Gott wohlgefällig war und deshalb oben links
Engel mit verhüllten Händen die Seele des Propheten zu Gott emportragen, war
der körperliche Tod des Propheten geradezu „tragisch banal" (Eva Mongi-Vollmer
), ausgelöst durch Intrigen, Machtgier und Leidenschaften. Offenbar selbst erschrocken
über die Folgen des Geschehens, starrt Herodias mit weit geöffneten
Augen den Diener an. Vor dem Tisch wirbelt Salome, auch sie im oberen Teil
kaum noch erkennbar, ausgelassen tanzend. Die Bänder flattern vom weit ausschwingenden
Oberkleid. Selbst die Zehen ihrer Füße berühren im gerade festgehaltenen
Augenblick nicht einmal mehr den Boden.

In der Leibung des kleinen, heute verschlossenen Fensters der Apsis heben von
der Position des Christus her gesehen rechts Abel, die Hände verhüllt, und links
Kain ihre Gaben zur Hand Gottes empor: Ein Lamm und Ähren. Eine solche
Darstellung dieses Opfers aus dem Alten Testament findet sich in frühen christlichen
Kirchen immer wieder an derselben Stelle, direkt über dem Tisch des Altars
, wo in der heiligen Messe das Opfermahl des Neuen Testaments vollzogen
wird. Das große Thema in der Apsis der Glöcklehof-Kapelle ist also das Opfer.
Dabei wird ein Gott wohlgefälliges Opfer im „Gesamtprogramm" der Malereien
stets mit verhüllten Händen und auf der von Christus her gesehen rechten Seite
dargebracht.

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