http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2008-01/0025
„Alles Gegenwärtige wurzelt im Vergangenen und empfängt aus ihm seine weiterwirkende
Kraft. Alles Vergangene aber wurzelt auch im Gegenwärtigen und gewinnt
aus ihm seine lebenserhaltende Energie" (Hannsdieter Wohlfarth, 1. Vorsitzender
der Stiftung Schlosskonzerte).
In diesem Sinne präsentieren die Schlosskonzerte stets Konzertreihen auf
höchstem Niveau - mit Musikerinnen und Musikern, die sich um Aufführung und
Gestaltung viele Gedanken gemacht haben und denen lebendiges Musizieren jenseits
von Schubladen und Schablonen ein Herzensanliegen ist.
Es gibt viele interessante Projekte vom Mittelalter bis zum Ende des 19. Jahrhunderts
mit reizvollen und teilweise ungewöhnlichen Besetzungen im Programm,
Experimente wie beispielsweise musikalische Improvisationen, einzelne ausgewählte
extra für historisches Instrumentarium geschriebene zeitgenössische Kompositionen
oder Schauspiel und Pantomime.
Die Schloss-Kapelle
Zu den besonderen Sehenswürdigkeiten Bad Krozingens zählt die Schloss-Kapelle
, im Jahre 1608 von Abt Martin I. Meister (1596-1625) erstellt, barockisiert um die
Mitte des 18. Jahrhunderts auf Veranlassung von Pater Marquardt Herrgott. Über der
Spitzbogentür erhielt die Kapelle eine verbreiterte Westfassade und einen zweigeschossigen
Volutengiebel. Zwei kleine Pyramiden flankieren die oberen Voluten. Ein
geschnitztes Renaissance-Altärchen ließ Pater Marquardt Herrgott in der Fridolins-
Kapelle im Krozinger Ortsteil Kerns aufstellen und wie im Zeitalter des Barock üblich
durch ein Altargemälde - angefertigt von Johann Christian Wentzinger
(1710-1797) - ersetzen: Maria im weißen Kleid und blauen Mantel mit dem Jesuskind
auf dem Arm, das mit dem Kreuzstab die sich um die Erdkugel windende Teufelsschlange
zu Füßen der Gottesmutter trifft. Vom Freiburger Maler Simon Göser
(1735-1816) stammt das Bild am Untersatz des Altars: Das Martyrium des heiligen
Nepomuk. Im Gewand eines Chorherren und von Lichtern umgeben, treibt der Heilige
leblos in der Moldau bei Prag. Oben rechts zwei Engel, von denen der eine den
Märtyrerkranz in Händen hält. Die Ausmalung der Decke besorgte der Künstler
Joseph Anton Morath von Grafenhausen bei St. Blasien (1718-1818): Über dem Altar
das von den Aposteln angebetete Lamm Gottes, im Hauptbild des Schiffes die
drei göttlichen Tugenden Glaube, Hoffnung, Liebe, in den vier Eck-Kartuschen die
Darstellung der Opfer des Alten Testaments, über der Eingangstür ein Engel mit erhobenem
Kelch und Hostie, die armen Seelen aus dem Fegfeuer ziehend. Epitaphe
am Boden erinnern daran, dass die Kapelle auch als Grablege für die Pröpste diente.
Der „köstliche" Stuck in der Schloss-Kapelle mit einer „unglaublichen Vielfalt"
von schmuckvollen Ornamenten wie Blumen, Ähren, Trauben und Fruchtgehängen
verschiedenster Art mit eingefügten Engelsköpfen und frei schwebenden Putten
hat „nichts Vergleichbares im ganzen Breisgau" (Hermann Gombert) und wird
deshalb meistens der Werkstatt von Johann Michael Feuchtmayer, einem der bedeutendsten
Stukkateure des 18. Jahrhunderts, zugeschrieben.
23
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2008-01/0025