Freiburger historische Bestände - digital

IL Die Revolution von 1848149:
Krozingen - ein „demokratisches Zentrum"

Der Versuch des Wiener Kongresses (1815), durch Wiederherstellung vorrevolutionärer
Verhältnisse eine stabile Ordnung in Europa zu schaffen, war von vorneherein
zum Scheitern verurteilt, denn das Streben des europäischen Bürgertums
nach verfassungsmäßigen politischen Rechten - zusätzliches Ziel der deutschen
Liberalen war die Schaffung eines Nationalstaates - ließ sich auf die Dauer nicht
unterdrücken. In den Jahren 1830 und insbesondere 1848/49 entluden sich, ausgehend
von Frankreich, die Spannungen in revolutionären Aufständen.

Es hatte 1848 in Krozingen keine spektakuläre Beteiligung an den von Friedrich
Hecker und Gustav Struve geführten Aufständen gegeben. Als aber im Frühjahr
1849 die Demokraten allenthalben im ganzen Land ein verzweigtes Netz von
Volksvereinen knüpften, hatten sich nach einem Polizeibericht über 40 Menschen
aus Krozingen und Umgebung zu einer Gründungsversammlung getroffen. Wesentlicher
Initiator war der Arzt Anselm Neumaier. Es ging darum, wenigstens die
wesentlichen Ziele der Frankfurter Nationalversammlung zu realisieren: Grundrechte
- Gewaltenteilung im Rahmen einer konstitutionellen Monarchie -
föderalistischer Staatsaufbau - mehr Mitspracherecht des Volkes - Schaffung eines
deutschen Nationalstaates. Als der preußische König die ihm von der Nationalversammlung
angebotene Kaiserkrone abgelehnt hatte und damit die Revolution völlig
zu scheitern drohte, war für wenige Wochen Anselm Neumaier sogar Zivilkommissär
im Amtsbezirk Staufen. Ein „entschieden revolutionäres Regiment führend
", entließ Anselm Neumaier unbotmäßige Bürgermeister und veranlasste die
Verhaftung desertierter Soldaten der Revolutionsarmee.

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