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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
70.2008, Heft 1.2008
Seite: 66
(PDF, 29 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2008-01/0068
Die Mühlenstadt

Dass der Höhepunkt des Mühlengewerbes in Müllheim im 18. und 19. Jahrhundert
erreicht war, zeigt eine Magisterarbeit von Magdalena Zeller aus dem Jahr
1996. Die Entwicklung Müllheims und des gesamten Markgräflerlandes wurde
forciert durch ein deutliches Bevölkerungswachstum seit der Mitte des 17. Jahrhunderts
, das die Verluste des Dreißigjährigen Krieges ausglich und schnell über
jene Zahlen hinauswuchs. Zählte Müllheim zu Beginn des 18. Jahrhunderts etwa
500 Einwohner, waren es hundert Jahre später schon rund 1700 und um 1850 herum
fast 3000. Diese Menschen wollten mit Grundnahrungsmitteln versorgt sein,
weshalb die Müllheimer Mühlen ihre Kapazitäten ständig erweiterten. Als das am
weitesten verbreitete Besitzverhältnis im Mühlengewerbe nennt Zeller die Erbleihe
. Der Erblehensmann genoss eine eigentumsmäßige Nutzung des Lehens, hatte
aber außer der Wahrnehmung der Mahlpflicht und der Zinszahlung an den Lehensgeber
- im Falle der Müllheimer Mühlenbetreiber der Markgraf - auch die Pflicht,
die Mühlengeräte und den Wasserlauf instand zu halten. Für diese rechtliche Vereinbarung
führt Zeller eine Quelle aus dem Müllheimer Stadtarchiv aus dem Jahr
1773 an, die sich auf die Frickmühle bezieht. Hier heißt es: „...an was es fehlet und
mangelt, das ist alles (...) als Lehn-Müller schuldig zu machen oder anzuschaffen".
Die Müllheimer Müller hatten neben anderen Vergünstigungen auch nicht die
Pflicht, ihre Pferde für Frondienste zur Verfügung zu stellen. Eine interessante
Feststellung dieser Magisterarbeit ist auch die Tatsache, dass die ungleichmäßige
Verfügbarkeit des Klemmbachwassers etwa im Winter, wenn alles eingefroren war,
auch das Bäckergewerbe beeinflusste. Im Januar 1789 habe das Oberamt in Müllheim
verordnet, dass die Bäcker so lange keine „Wecken" mehr backen sollten, bis
wieder mehr Wasser für den Antrieb der Mühlräder floss. Weil der Ertrag und der
Nährwert von dunklerem Mehl höher ist als von Weißmehl, wurden die Bäcker
laut einem Dokument aus dem Müllheimer Stadtarchiv angewiesen, neben Weißbrot
auch „Halbweißbrot" zu backen. Noch im 18. Jahrhundert lebte der Müller
der Frickmühle eher in bescheidenem Wohlstand, wie Zeller anhand von Vergleichen
mit anderen Müllheimer Mühlenbetreibern darlegt: Hatten die Müller-Familien
Blankenhorn, Sütterlin und Wohlleb ein Vermögen von etwa 13 000 Gulden,
brachten es die Fricks auf lediglich knapp 5000. Das Inventar der Frickmühle bestand
nach einer zitierten Quelle aus dem Generallandesarchiv Karlsruhe im Jahr
1763 aus einer „Behausung, einer Mahlmühle mit zwei Gängen und einem Schälgang
, Reiben, Trotten, einer Scheuer, Stallung, Schweinestall sowie Kraut- und
Grasgarten". Die zur Mühle gehörenden Geräte seien zwar funktionstüchtig, jedoch
„abgebraucht, hinfällig und liederlich" (Zeller S. 72). Nach einer Scheidung
und der Investition in eine Sägemühle im Jahr 1775 belief sich das Vermögen des
Frick-Müllers nur noch auf 1640 Gulden, lag aber immer noch im Bereich dessen,
was man als bescheidenen Wohlstand bezeichnen kann. Im Vergleich dazu: der
Müllheimer Hafner Joseph Bronner hatte ein Gesamtvermögen von 429 Gulden,
wie einer Quelle des Generallandesarchivs Karlsruhe zu entnehmen ist. Der

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