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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
70.2008, Heft 1.2008
Seite: 123
(PDF, 29 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2008-01/0125
Am 23. Mai wurden auf Anordnung des Bergamtes die Schachtklappen erstmals
geöffnet. Nach hohen SicherheitsVorkehrungen und mit Unterstützung der Sanitätskolonne
Müllheim unter Kreiskolonnenführer Aberle fuhr ein Erkundungstrupp
unter Leitung von Dr. Ziervogel in die Grube, um vor allem die Wetterverhältnisse
in den abgedämmten Grubenbauen zu erkunden. Dazu wurde die Dammtür auf der
754-m-Sohle zur Entnahme von Gasproben durchbohrt. Die Gasanalysen des Chemischen
Instituts der Universität Freiburg brachten folgende Ergebnisse, Kohlensäure
: 5,8 % - 6,0 %; Sauerstoff: 9,6 %; Kohlenmonoxid: 0,6 % - 1,4 %; Stickstoff
: 83,0 % - 84,0 %.

Die Bergbehörde ging davon aus, dass die Gasgehalte etwa denen am Unglückstag
in den Grubenbauen vorhandenen entsprochen haben. Sie wertete das Ergebnis
der Analysen, insbesondere den gefährlich hohen CO-Gehalt, als Beweis für den
schnellen Tod der eingeschlossenen Bergleute durch Kohlenmonoxidvergiftung.

Mit Sauerstoffgeräten ausgerüstete Bergungsmannschaften öffneten am 1. Juni
die drei Dammtüren unter Tage und erkundeten Zug um Zug die noch mit Rauchgasen
ausgefüllten Strecken und Abbaue. Dabei stellten sie fest, dass etwa 300 m
Holzausbau verbrannt und die Grubenbaue teilweise erheblich beschädigt waren.
Bei diesen Erkundungen wurden bereits mehrere tote Bergleute gefunden. Ihre
Bergung war jedoch unter den herrschenden Bedingungen noch nicht möglich.
Erst am 2. Juni hatte man die Gewissheit, dass das Feuer vollständig erloschen
war. Danach wurde die gesamte Grube 2 Tage lang mit Frischluft bewettert und
der Streckenausbau abgesichert. Um ein möglichst gefahrloses Arbeiten der Bergungskolonnen
zu gewährleisten, ordnete die Bergbehörde weitere Sicherungsmaßnahmen
an, die - wie üblich - den verantwortlichen Aufsichtspersonen im
„Zechenbuch'4 zur Kenntnis gegeben wurden.8)

Mit der Bergung der Leichen konnte am 4. Juni begonnen werden. Dabei wurden
mehrere Bergungskolonnen eingesetzt, die in 2 Schichten von 6 bis 18 Uhr arbeiteten
. Wegen des starken Leichen- und Brandgeruchs konnten die Bergungsarbeiten
nur mit Atemschutzmasken und Sauerstoffgeräten unter Einsatz starker Desinfektionsmittel
durchgeführt werden. Die psychische und physische Belastung der Mannschaften
war enorm, sie wurden ständig betreut und regelmäßig abgelöst. Die ersten
drei Toten wurden auf der 754-m-Sohle, etwa 520 m von der Dammtür entfernt, gefunden
. Am höchsten Punkt des Reviers lagen 58 Tote versammelt in einer kurzen
„Sackstrecke", ca. 1 300 m von den Schächten entfernt. Die übrigen Verunglückten
fand man einzeln oder in kleinen Gruppen in dem weitläufigen Revier. Der Fundort
und der Zustand der Toten wurde unter Aufsicht von Oberbergrat Dr. Ziervogel oder
Erstem Staatsanwalt Dr. Schott protokolliert. Schon bei ihrer Bergung konnten erste
Identifizierungen vorgenommen werden. In der Nähe der Arbeitsplätze fand man
noch Vesperbrote und gefüllte Trinkflaschen. Die Notizbücher der Aufsichtspersonen
enthielten keine Aufzeichnungen über das Unglücksgeschehen. Diese Tatsachen ließen
darauf schließen, dass die Bergleute einen schnellen Tod erlitten.

Am Vormittag des 6. Juni waren alle toten Bergleute zu Tage gebracht. Die gefahrvollen
Bergungsarbeiten verliefen ohne Unfall.

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