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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
70.2008, Heft 1.2008
Seite: 133
(PDF, 29 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2008-01/0135
Wie nach allen schweren Unglücken, so forderte natürlich auch die Belegschaft
des Kaliwerks mehr Sicherheit. Dazu gab es kritische Stimmen über die leider vergeblichen
Rettungseinsätze der Grubenwehr. Bis zuletzt hatten alle Menschen auf
eine glückliche Rettung der eingeschlossenen Bergleute gehofft. Für die verzweifelten
Angehörigen und große Teile der Bevölkerung war daher das Abdichten der
Grube etwa 6 Stunden nach Ausbruch des Brandes nur schwer begreiflich. Vermutungen
und Gerüchte über die Grubensicherheit, die Rettungsmaßnahmen und das
Schließen der Schächte kursierten damals unter den Bürgern. Auch in unserer Zeit,
besonders an den Jahrestagen des Grubenunglücks, werden noch kritische Fragen
zur Unfallursache und zum Ablauf der Katastrophe gestellt.10)

Nach dem Zweiten Weltkrieg haben Mitglieder des Betriebsrates Vorwürfe gegen
die Werksleitung erhoben, die zum Teil das Grubenunglück von 1934 betrafen.
Um eine endgültige Klärung des Sachverhalts unter nunmehr demokratischen Verhältnissen
herbeizuführen, beantragte die Werksleitung am 31. Dezember 1946
beim Badischen Bergamt Freiburg die Wiederaufnahme des gerichtlichen Verfahrens
„Grubenbrand 1934". Bergbehörde und Staatsanwaltschaft fanden jedoch keine
Gründe, das Verfahren neu aufzunehmen.

Antworten auf möglicherweise noch immer bestehende Fragen über den genauen
Unglücksverlauf hätten letztendlich nur die 86 eingeschlossenen Bergleute
selbst geben können. So wird wohl die letzte Gewissheit über das schicksalhafte
Unfallgeschehen für allezeit in der Dunkelheit der Grube verborgen bleiben.

Die bedrückende Stimmung in der Bevölkerung beschreibt Ortspfarrer Mono
einfühlsam im „Gemeindebote für Buggingen4' Nr. 5, Mai / Juni 1934, in dem Bericht
„Unsere schwersten Tage". Abschließend hieraus folgender Auszug:

Die ersten vier Tage der Himmelfahrtswoche waren äußerlich und innerlich die
schwersten. Bis die Größe des Unglücks erkannt, bis die Ohnmacht aller Rettungsversuche
erlitten, bis die Gewissheit: „Er kommt nicht mehr," erreicht, bis das erste
entsetzliche Weh heraus geschrien und bis vom Wort Gottes erste Erleichterung
- in der Trauerfeier am Himmelfahrtstage - geschaffen war, - das waren harte
Stunden. Während der Himmel in seiner stählernen Bläue sich immer hartnäckiger
verschloss, regnete es Tränen von Vätern und Müttern, Witwen und Waisen, Geschwistern
, Bräuten und Freunden.

Eine erste Sinngebung des furchtbaren Geschehens fanden wir in dem Wort
„Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir" (Hebr.
13, Vers 14), und ein starker - wenn auch nicht der stärkste - Trost lag daran, daß
von Seiten der NS-Volks Wohlfahrt, durch die fast unermeßlich vielen Spenden und
durch die entgegenkommenden Auszahlungen der Versicherungen (darunter auch der
„Evang. Sterbevorsorge") sowie des Werkes selbst die äußere Not weithin gebannt
werden konnte. - Am Montag, den 14. Mai besuchte der Herr Landesbischof
die Hinterbliebenen in unserem Dorfe und half in seinem Teile mit, das Leid
zu tragen und, gebs Gott, zu überwinden; er hatte schon am Himmelfahrtstage zur
trauernden Bevölkerung warme Worte des Trostes gesprochen. Dann war der Kampf
um das Ja zu dem schweren Geschick für einige Wochen in die Stuben und Schlaf-

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