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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
70.2008, Heft 1.2008
Seite: 144
(PDF, 29 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2008-01/0146
Herten kommt auch noch in zwei anderen frühen St.Galler Urkunden vor. Die
eine datiert bereits auf den 24. August 808, die andere stammt vom 27. Juni 820
oder 821. Im Jahre 808 übertrugen eine Blidsind, ein Ruadini und seine Gattin
Swanahilt dem Kloster St.Gallen ihren Besitz in Ascabah - heute Eschbach - , in
Hertum - „in Herten" - und in Eihheim - heute Eichen. Auch diese Schenkenden
bewirtschafteten ihre Güter gegen einen Jahreszins selbst weiter, was sie auch für
ihre Nachkommen vorsahen. Diese Urkunde wurde in Scrozzinca, in (heute: Bad)
Krozingen, geschrieben, nicht in Herten: Aber hier kommen zum ersten Mal Immobilien
in Herten, Menschen - es handelt sich um Bewohner unfreien Standes -
und Haustiere vor utriusque sexus, maiore et minore / „beiderlei Geschlechts, ältere
und jüngere".

Im Jahre 820 tätigt eine weitere wohlhabende Frau namens Hildeburg ein Schenkungsgeschäft
mit dem Kloster St.Gallen - Frauen kommen in allen drei Hertener
Urkunden vor, da scheint die Frauenemanzipation früh begonnen zu haben. In dieser
Urkunde geht es um Güter an verschiedenen Orten im damaligen Breisgau, in
Buggingen, Zizingen, Laufen, Eggenen, Schliengen, Innighofen (abgegangen bei
Biengen, Bad Krozingen und Schlatt; eine Ödung), Hasel, Eichen, Warmbach
(Warminbah) und Herten (in Hertun).

Der oder die Eine oder Andere unter ihnen weiß vielleicht das Folgende: Der
wie Herten heutige Rheinfelder Ortsteil Warmbach kommt als Warbinbach schon
in einer Urkunde vor, die aus dem Jahr 753, 754 oder 756 stammt, also gut 50 Jahre
älter ist als die früheste Hertener Urkunde. In der Warmbacher Urkunde ist auch
eine Siedlung Artio genannt, die von zwei Forschern mit Herten identifiziert wurde
, was aber von Anderen abgelehnt wird. Das Problem wird sich wohl nie lösen
lassen. Jedenfalls haben die für die heutige Feier Verantwortlichen recht, wenn sie
sich nicht auf die Urkunde von 754 stützen: Zu unsicher ist dieses Dokument bezüglich
Herten.

Freuen Sie sich doch: Beträfe diese frühe Urkunde Herten, dann könnten Sie
jetzt nicht feiern, und hätte man schon 1954 gefeiert, hätten viele von den hier Anwesenden
„beim Festen" noch nicht dabei sein können.

Über die Hertener Urkunden gäbe es noch Vieles zu berichten, das ich hier ausgelassen
habe, um die mir gegebene Redezeit nicht zu sprengen und Ihre Aufmerksamkeit
nicht überzustrapazieren: Ich „erahne" schon einen vorwurfsvollen Blick
von Herrn Winkler und nähere mich daher dem Schluss. Für allfällige Fragen stehe
ich aber - hoffentlich bei einem Glas mit deutschem Bier - nachher zur Verfügung.

Die drei Hertener Urkunden - spätere zu Ihrem Ort gibt es in St.Gallen nicht -
stehen nicht allein: Es gibt noch etwa 850 weitere frühmittelalterliche St.Galler Urkunden
, ein in Europa nördlich der Alpen einmaliger, völlig exklusiver Urkundenbestand
. Im St.Galler Archiv ersterwähnt sind unter vielen anderen süddeutschen
Orten etwa: Weil, Nollingen, Schopfheim, Kirchen, Müllheim, Sölden, Kirchzarten
- Villingen, Schwenningen, Trossingen, Tuttlingen - Nagold, Rottweil, Ulm, Beuren
- im Bodenseeraum Singen, Überlingen, Friedrichshafen (Buchhorn), Langenargen
, Wasserburg, Lindau, Wangen im Allgäu. Auch viele Orte in der Schweiz,

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