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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
70.2008, Heft 1.2008
Seite: 171
(PDF, 29 MB)
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sichtbar zu machen. Im Frühwerk überraschen Szenerien aus dem Bereich von
Märchen, Mythos und Legende, angesiedelt in einem halb imaginären und halb realen
Raum. Die Gestalt der Frau faszinierte ihn immer wieder. Das stereotype
Frauenbild in der banalen Konsumwerbung, in Illustrierten und auf Plakaten unzählige
Male reproduziert, erfuhr unter seinem Pinsel durch Übermalung und Verwandlung
- gelegentlich nicht ohne Ironie - eine neue Form der Aneignung. Eine
Lust am Spiel blieb dabei unübersehbar.

Schon früh hatte sich Scherer auch mit dem Porträt beschäftigt, und er hatte
schnell verstanden, was es bedeutet, das Wesen eines Menschen mit der Farbe zu
erfassen und auszudrücken, zunächst noch herkommend von seinem geschätzten
Lehrer Adolf Strübe. Teile von Scherers Werken führten von der figurativ geprägten
Darstellung über eine weitgehende Zurücknahme des Gegenständlichen
bis hin zu einem abstrakten Formempfinden. Des Malers ausgeprägte Sensibilität
für Zwischentöne, für das Farbdetail hat sich in jenen Bildern vollkommen der Fläche
bemächtigt, die hier fantasievoll mit Tupfen oder Mustern überzogen wird.
Scherer wendete bewusst ein malerisch wirkendes Dekor an, wobei das Muster in
seiner rhythmischen Verwendung nicht nur die Fläche, sondern oft auch noch den
Rahmen bedeckte. Über die ornamentale Wirkung hinaus vermeint man etwas von
organischem Wachsen und Wuchern zu spüren. Wer aber nun glaubt, Scherers
Werke in den Bereich einer unverbindlichen Idylle rücken zu dürfen, irrt. Seine
Arbeiten vermochten stets von einer starken geistigen Beweglichkeit und von wacher
Kritik am Ausgesetztsein des Menschen in der heute ihn bedrängenden Umwelt
zu künden.

Ein Wort bleibt zu sagen über Scherers Wohnhaus in Efringen-Kirchen, dessen
Interieur unter seinen gestaltenden Händen selbst zu einem Kunstwerk geworden
ist. Wer es kennenlernen durfte - Scherer empfing gern Freunde und Gäste - gewann
schnell die Gewissheit, dass er nirgends anders leben konnte, ja, dass er hier
leben musste, dass er hierher in die oberrheinische Provinz gehörte, doch ohne je
ein Provinzmaler gewesen zu sein. Dies wäre wohl etwas völlig anderes und hätte
mit seinem Lebensstil und Lebensbereich nichts zu tun gehabt. In jener von ihm
geschaffenen kultivierten Umgebung vermochten sich seine schöpferischen Kräfte
wirkungsvoll zu entfalten. Eine schwere Krankheit führte am 13. Januar 2008 zu
Karlheinz Scherers Tod.

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