Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
70.2008, Heft 2.2008
Seite: 64
(PDF, 30 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2008-02/0066
Das von Michael Jost geführte Tagebuch beginnt mit den ersten Eintragungen
im Jahre 1843. Hier wird gleich zu Beginn berichtet, dass am 22. August 1843 auf
dem Efringer Berg das 25-jährige Verfassungsfest gefeiert wurde, an welchem eine
Menschenmenge von etwa 6 000 Personen teilnahm. Michael Jost ist dabei von
den Sängern zum Fahnenträger ernannt worden. Am letzten Tage des Jahres 1843
wurde zum ersten Mal in Egringen am Abend ein Ball veranstaltet, an dem etwa
80 Personen teilnahmen. Jost schreibt weiter: „Zuerst sangen wir, dann that der Hr.
Pfarrer Fernand eine Rede, nachher der Herr Schullehrer Lehmann. Nach dem Ball
hält der Ziegler eine Rede und überreichte somit dem Herrn Schullehrer im Namen
des Gesangvereins einen silbernen Becher, als den Stifter derselben Schar in der
ersten Minute des neuen Jahres 1844." Vom Jahr 1847 berichtet Jost, dass es ein
schlimmes Hungerjahr war. „Wir mussten hier in Egringen eine Suppenanstalt errichten
, den 9. Februar fingen wir an zu kochen. Es kommen an jedem Tag zwei
mal 24 Personen ihre Suppen abzuholen." Auch die Zusammensetzung und Menge
der verschiedenen Speisen (Kartoffel-, Gerste-, Linsen-, Bohnen- und Erbsensuppe
) notiert Jost akribisch auf. Über den Tod des Schullehrers Lehmann steht geschrieben
: „Nämlichen Tags halb elf war er noch ganz munter, nun legte er sich
auf das Bett und er war eine Leiche." Auch der Tod des Revolutionärs Neff war
ihm eine Eintragung im Buch wert. „Am Donnerstag, den 9. August 1849 ist
Friedrich Neff von Rümmingen von den Preußen zum Tode verurtheilt worden,
und alsbald standrechtlich erschossen worden." Es wurden auch Auswanderer notiert
, so ist Josts Bruder Ernst Friedrich mit Karl Friedrich Däublin von Efringen
am 20. März 1850 nach Amerika abgereist, und am 11. September 1853 ging Rebstockwirt
Hagist mit seiner ganzen Familie Richtung Amerika (am 19. September
begann die Überreise ab Bremerhaven).

Ab 1850 beginnen neben den aktuellen Ereignissen auch genaueste Aufzeichnungen
über die Witterungsabläufe im jeweiligen Jahr. Ein Mordfall am 4. August
1850 bei einem „Kegelschieben auf der Britsche", bei dem Martin Walser von
einem Brigadier erstochen wurde, findet ebenso Erwähnung wie das drei Tage zuvor
eingetretene Unglück eines großen Hochwassers, das alle drei Brücken über
den Feuerbach wegriss. Im Februar 1855 hatte es in Egringen so viel Schnee wie
seit Menschengedenken nicht. Es hatte acht Tage lang fast ununterbrochen geschneit
, und der Schnee lag zuletzt 90 cm hoch. Im Sommer des gleichen Jahres
gab es ein solches Erdbeben, dass man glaubte, die Welt wolle untergehen.

Und immer wieder gibt Jost Hinweise auf die verschiedenen Rebkrankheiten, wie
die „Blattfallkrankheit" oder den „Sauerwurm", wobei auch die Versuche der Bekämpfung
beschrieben werden. Am Pfingstmontag des Jahres 1867 traf auch die Familie
des Sängervaters ein Unglück bei der bäuerlichen Arbeit. Jost schreibt: „Wir
heuten auf dem Riedbach, da schlug ein Ochse der Magd das Bein ab, sie rupfte Heu
vom Rad ab und der Wind nahm ihr den Hut, wobei die Ochsen erschraken und ausschlugen
." Im Jahre 1868 wurde das erste Thermometer angeschafft, und es lässt
sich feststellen, dass die Temperaturen im Sommer nie über 28 Grad lagen. Hingegen
sind die Reben und Obstbäume in den harten Wintern oft vernichtet worden. So

64


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2008-02/0066