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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
70.2008, Heft 2.2008
Seite: 77
(PDF, 30 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2008-02/0079
evangelischen Kirche wurde vom Markgrafen Karl Friedrich von Baden in Auftrag
gegeben, der auch die Rebsorte Gutedel vom Genfer See ins Markgräflerland gebracht
hat.

Die ganze Pracht des das Ortsbild beherrschenden Kirchturms entfaltet sich,
wenn man die Dorf Straße hinunterblickt (Abb. 11). Rechts, von Büschen fast verdeckt
, sieht man noch die Treppe, die zum heutigen Rathaus hinaufführt. In diesem
Haus lebte einst ein anderer Maler, nämlich Jakob Friedrich Wanner (1826—
1894), der 1861 die erste Vereinsfahne des Gesangvereins Harmonie Wintersweiler
gemalt hat und nach dem der J. F. Wannerweg in Wintersweiler benannt ist.

Noch heute findet man in Wintersweiler einige gut erhaltene Fachwerkhäuser,
wobei sich gerade hier in den Laubenhäusern eine besondere Art des Holzbaus erhalten
hat. Diese Häuser besitzen zum Schutz der in das hochgelegene erste Wohn-
geschoss führenden Treppe eine an das Haus angebaute Laube. Eines der schönsten
Exemplare der Wintersweiler Laubenhäuser ist das 1572 erbaute Gemppsche Fachwerkhaus
in der Hinteren Dorfstraße 1, das schräg gegenüber Karl Röschs Elternhaus
liegt. Diesen, ihm aus seinen Kindertagen wohlvertrauten Blick hat Karl
Rösch später in einem wunderschönen Aquarell festgehalten (Abb. 12).

Wandert man von Winters weiler in südöstlicher Richtung, so erreicht man bald
das Bammerthüsli, das dort mit herrlicher Aussicht auf die Rheinebene und Basel
über den Reben thront (Abb. 13 und 14).

Diese 1758 erstmals erwähnte und 1886 in heutiger Form erbaute Notunterkunft
für den Feldschützen war eines der Lieblingsmotive von Karl Rösch, vielleicht
weil es einer der wenigen Plätze im Markgräflerland ist, von dem aus er sowohl
seinen Geburtsort Winters weiler als auch seinen Wohnort Otlingen sehen konnte.
Er hat das Bammerthüsli so plastisch dargestellt, dass man meint, gleich die
Hauptfigur seiner Erzählung „Dr alt Rebbammert" aus der Tür treten zu sehen.

E ganz lichte Wind blost um dr Ecke ume vom Bammerthüsli, fahrt
im Jakob dur si graui Wulle woner uf em Chopf het un nimmt si
Weg widder, gar d'Rebgass uf bis zuem Waldrand.
Es wird langsam chüel, denkt dr Jakob, chnöpft si Lodejobbe zue un
nimmt dr Huet, woner nebe sich uf 's Bänkli gleit gha het und leit en
wider uf. Nujo, es isch halt Endi September un bi mir selber isch's o
nümmi Früehlig. -

Grad wie das Lüftli chömme jetzt sini Gedanke - ein nomen andere
und ziehn binem dure. E ganz chlei wenig erfüllt's en doch mit Weh-
muet, wenn er die Johr alli an sich dure goh loßt un weiß, daß es de
Herbst wohl 's letztmol isch, wo er „laufe" duet, woner „sini Rebe"
hüetet. Jä, so het er's ghüetet, treu un brav, as wär's us sim Sack
gange, wenn einer emol e Drübli gno het. Ganz ordli isch er mit so-
nige z'märt gefahre, wo gmeint hei: „Dr Herrgott loßt jo d'Drübli
für alli wachse." Mit so Usrede sin si em amel grad recht cho.

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