http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2008-02/0088
Abb. 3: Blick vom Jakobsberg auf Wintersweiler
worden sei. Von dort aus sei der Leichnam wegen der Bedrohung durch die Perser
oder die Araber im Westen in Sicherheit gebracht worden. Ähnliches geschah zum
Beispiel auch mit dem Sarkophag des Nikolaus von Myra, der 1087 von italienischen
Kaufleuten vor den Seldschuken gerettet und nach Bari gebracht wurde.
Gerade bei der Translation des Nikolaus, so vielleicht auch bei Jakobus, spielten
wirtschaftliche oder auch politische Gründe mit. Denn einen berühmten Heiligen
in der Stadt zu haben, brachte Pilger ins Land und damit Wohlstand. Außerdem
taugte so ein Heiliger auch als Identifikationsfigur bei kriegerischen und politischen
Auseinandersetzungen. Dass man das Grab des Jakobus ausgerechnet zu
Beginn des 9. Jahrhunderts entdeckte, ist ganz gewiss kein Zufall, denn dies war
die Zeit der Bedrohung durch die Mauren. Südspanien hatten sie bereits erobert
und drängten immer weiter nach Norden. So wie die Muslime mit dem Ruf „Mohammed
" in den Kampf zogen, brauchten auch die Christen einen wirkungsvollen
Kämpfer auf ihrer Seite. Der Ruf „Santiago" war die Antwort darauf und als Jakobus
sogar 843/44 in der Schlacht von Clavijo - dieses Ereignis scheint eine be-
wusst lancierte Legende zu sein - als Ritter auf einem Schimmel erschien und die
Schlacht gegen die Muslime mit seiner Hilfe erfolgreich geschlagen werden konnte
, bekam er den Ehrentitel „mata moros" Maurentöter. Auch dass Karl der Große
mit Santiago in Verbindung gebracht wird - er soll nach Texten des 12. Jahrhunderts
der Entdecker des Grabes und somit der erste Pilger gewesen sein - unterstreicht
die politische Dimension. Dank all dieser Legenden waren die Vorausset-
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