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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
70.2008, Heft 2.2008
Seite: 88
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dert stark an, denn die Pilgerbewegung wurde zu einer Massenbewegung, die auch
das einfache Volk erfasste. Das hing unter anderem damit zusammen, dass sich unter
dem Einfluss der Klöster, vor allem des burgundischen Klosters Cluny, entlang
der Wege Infrastrukturen entwickelten, die das Pilgern und Reisen vereinfachten.
Wege wurden instand gesetzt, Brücken wurden gebaut, Herbergen und Spitäler
entstanden und Klöster wurden gegründet, die sich der Pilger annahmen. Außerdem
entstanden Bruderschaften, die es sich zur Aufgabe machten, die Pilger zu betreuen
, so wissen wir zum Beispiel von einer Jakobusbruderschaft in Basel, die der
Leonhardskirche angeschlossen war. Sie scheint jedoch in erster Linie eine Gebetsbruderschaft
gewesen zu sein, ebenso wie die Jakobusbruderschaft des Siechenhauses
von St. Jakob an der Birs.

Das Pilgern, nicht nur zu den fernen Wallfahrtszielen Jerusalem, Rom und Santiago
, um nur die wichtigsten zu nennen, auch das Wallfahren zu Gnadenorten in
der näheren und weiteren Umgebung, bedeutete für die Menschen des Mittelalters
oft ein Ausbrechen aus dem Einerlei des schweren Alltags, denn ein Reisen im
heutigen Sinn gab es damals nicht, entweder war man als Kaufmann, als Diplomat
im Auftrag eines Herrschers oder eben als einfacher Pilger unterwegs. Dazu kam,
dass man als Pilger herausgehoben war aus der Gesellschaft und Privilegien und
Schutz genoss.

Bevor er nach Santiago aufbrach, hatte er seine persönlichen Angelegenheiten zu
ordnen, allfällige Schulden zu bezahlen, Streitereien beizulegen und sein Testament
zu machen. Außerdem musste die Reiseerlaubnis vom Partner und vom Pfarrer
eingeholt werden. Dieser schickte ihn mit dem Reisesegen auf den Weg, außerdem
mit der geweihten Pilgertasche und dem Stab, der auch dazu diente, wilde
Tiere abzuhalten.

Lassen wir uns durch ein spätmittelalterliches Pilgerlied berichten, welche Vorbereitungen
zu treffen waren und mit welchen Schwierigkeiten ein Pilger zu kämpfen
hatte:

Wer das Elend banen wöll,
der heb' sich auf und sei mein Gsell
woll auf St. Jakobs Straßen!
Zwei Paar Schuh, der darf er wohl,
ein' Schüssel bei der Taschen.

Ein breiter Hut, den soll er han,

und ohne Mantel soll er nicht gan,

mit Leder wohl besetztet,

es schnei oder regn' oder wehe der Wind,

dass ihn die Luft nit netzet.

Sack und Stab ist auch dabei;
er schau, dass er gebeichtet sei,

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