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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
70.2008, Heft 2.2008
Seite: 92
(PDF, 30 MB)
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sie ein krankes Aussehen erhalten. Andere geben vor, taub oder stumm zu
sein, obwohl sie es nicht sind; weitere färben einen Arm oder ein Bein, das
ihnen einstmals bei einem Raub abgeschnitten wurde, mit dem Blut eines
Tieres, so als ob sie die Gliedmaßen durch Krankheit verloren hätten und zeigen
dies den Vorüberziehenden.

Von den betrügerischen Wirten

Verdammt seien also die bösartigen Wirte des Jakobsweges, die durch
zahllose Betrügereien die Pilger ausnehmen. Manche gehen ihnen am Stadtrand
entgegen und küssen sie, als ob sie ihre von weit angereisten Verwandten
wären. Was tun sie weiter? Sie führen sie in ihre Häuser, versprechen ihnen
alle guten Dinge und handeln schlecht. Wem gleichen sie, wenn nicht
Judas, der den Herrn mit einem Kuss verriet! Sie reichen ihnen zuerst zum
Kosten den besten Wein und verkaufen dann, wenn sie können, den schlechten
. Andere verkaufen Apfelwein als Wein, wieder andere verdorbenen als
guten Wein. Wieder andere zeigen ein großes Maß und messen, wenn möglich
, mit dem kleinen. Einer hat betrügerische Wein- und Hafermaße: außen
riesig, innen jedoch klein und schmal und unzureichend ausgehöhlt. Der
schlechte Wirt gibt seinen Gästen besten Wein, um sie betrunken zu machen
und um dann während ihres Schlafes von ihnen Geldbeutel, Tasche oder etwas
anderes zu stehlen. Der schlechte Wirt reicht ihnen todbringende Getränke
, um sich ihrer Habe zu bemächtigen. Ebenso werden jene bestraft
werden, die ein Fass unterteilen und es mit zwei verschiedenen Weinen füllen
, von denen sie zunächst den besseren den Pilgern zur Probe anbieten,
dann jedoch nach dem Essen den schlechteren aus dem zweiten Teil des
Fasses servieren.

Was soll ich jedoch von der Dienerin sagen, die auf Geheiß der Herrin das
Wasser im Haus vergießt, damit die dürstenden Pilger in der Nacht kein Wasser
finden und den Wein des Wirtes kaufen? Ebenso treffe der Bann die
Wirtsmägde, die sich aus Hurerei und Geldgier auf teuflisches Geheiß nachts
den Pilgerbetten zu nähern pflegen. Die Dirnen ... müssen nicht nur exkommuniziert
, sondern von allen geplündert und durch Abschneiden der Nase öffentlich
geächtet werden. Geliebte Brüder! Auf welche Art der Teufel seine
unrechten Netze auswirft und den Jakobspilgern die Höhle des Verderbens
öffnet, vermag ich nicht zu beschreiben.

Oh, hinterlistige Habsucht! Manche sorgen dafür, dass ihre Jungen diese
Gaunereien lernen und schicken sie nach Le Puy, St. Gilles, Tours, Piacenza,
Lucca, Rom, Bari oder Barletta; in diesen Städten pflegt man nämlich in einer
Schule jeglichen Betrug zu unterrichten.

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