Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
70.2008, Heft 2.2008
Seite: 117
(PDF, 30 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2008-02/0119
menten, von Naturalien wie Steine und ausgestopfte Tiere, von Modellen über
Häuser, Handwerkstätten, Mühlen und Ackergeräte, aber auch ein Garten für den
Naturkunde-Unterricht.

Die Markgräfliche Familie zeigte für diese „neuen" Wissensgebiete größtes Interesse
. Sie nahm selbst Unterricht in Mathematik, Physik, Naturlehre, Chemie, Medizin
usw. und förderte den diesbezüglichen Schulunterricht in ihrem Land. Sie
wollten dabei nicht nur Theorie, sondern auch die praktische Seite kennenlernen.
Ein Beispiel: Clais musste 1773 in London für die Markgräfin ein tragbares chemisches
Laboratorium besorgen. Besonders wichtig war für sie auch die Gründung
von Sammlungen, sog. Kabinette oder Modellkammern, sowohl für das Schloss
selbst wie auch für das Gymnasium.

In der Modellkammer des Schlosses befanden sich u.a. astronomische und geodätische
Geräte wie Messtische, Kippregeln, Quadranten, Fernrohre, Sextanten,
Theodolite, Sonnenuhren, Erd- und Himmelsgloben. Viele davon hat sicherlich
Clais besorgt. Dass auch Hebel als Schüler viele dieser Instrumente und Modelle
kennengelernt hat, ist wohl anzunehmen. Seine Kenntnisse über das „Weltgebäude
" - wie er es nannte -, die er später in seinen Kalendergeschichten für seine Leser
so anschaulich schildert, haben hier ihre Wurzeln. Später, ab 1791 als Lehrer
und dann ab 1808 als Direktor des Gymnasiums, waren die Sammlungen für ihn
noch leichter zugänglich. Sie wurden immer umfangreicher, weil ein Großteil der
einst im Schlosse aufbewahrten Apparate und Modelle später auf das Gymnasium
übergegangen ist. In der Folgezeit „wanderten" sie teilweise weiter an verschiedene
Institute der 1825 in Karlsruhe gegründeten ersten deutschen Technischen
Hochschule. Einer Reihe dieser astronomischen und geodätischen Instrumente des
18. Jahrhunderts bin ich wieder begegnet, als ich vor 40 Jahren als Wissenschaftlicher
Assistent am Geodätischen Institut die Sammlung neu geordnet habe.

Hebel hat sich im Kalender des Rheinischen Hausfreundes, neben seinen bekannten
Erzählungen, vor allem auch mit den Realien im damaligen Sinne befasst.
Und dazu gehörten die Erde, der Mond, die Sonne und der gestirnte Himmel über
uns. Wie er den „geneigten Leser" zu diesem Thema hinführt, wollen wir mit seinen
eigenen Worten wiedergeben:

„Dem geneigten Leser, wenn er zwischen seinen bekannten Bergen und Bäumen
daheim sitzt bei den Seinigen, oder bei einem Schöpplein im Adler, so ist's ihm
wohl, und er denkt just nicht weiter. Wenn aber früh die Sonne in ihrer stillen Herrlichkeit
aufgeht, so weiß er nicht, wo sie herkommt, und wenn sie abends untergeht
, weiß er nicht, wo sie hinzieht, und wo sie die Nacht hindurch ihr Licht verbirgt
, und auf welchem geheimen Fußpfad sie die Berge ihres Aufgangs wiederfindet
. Oder wenn der Mond einmal bleich und mager, ein andermal rund und voll
durch die Nacht spaziert, er weiß wieder nicht, wo das herrührt, und wenn er in
den Himmel voll Sterne hinaufschaut, einer blinkt schöner und freudiger als der
andere, so meint er, sie seien alle wegen seiner da, und weiß doch nicht recht, was
sie wollen. Guter Freund, das ist nicht löblich, dass man so etwas alle Tage sieht,
und fragt nie, was es bedeutet. Der Himmel ist ein großes Buch über die göttliche

117


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2008-02/0119