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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
70.2008, Heft 2.2008
Seite: 118
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Allmacht und Güte, und stehen viel bewährte Mittel darin gegen den Aberglauben
und gegen die Sünde, und die Sterne sind die goldenen Buchstaben in dem Buch.
Aber es ist arabisch, man kann es nicht verstehen, wenn man keinen Dolmetscher hat.
Wer aber einmal in diesem Buch lesen kann, in diesem Psalter, und liest darin, dem
wird hernach die Zeit nimmer lang, wenn er schon bei Nacht allein auf der Straße ist,
und wenn ihn die Finsternis verführen will, etwas Böses zu tun, er kann nimmer.

Also will jetzt der Hausfreund eine Predigt halten, zuerst über die Erde und über
die Sonne, darnach über den Mond, darnach über die Sterne."

Und so folgen in den meisten Kalendern zwischen den Jahren 1808 und 1819
„Betrachtungen über das Weltgebäude" und eine ganze Reihe von Fortsetzungen
dazu, sowie „Die Erde und die Sonne", „Die Planeten", „Die Fixsterne", „Von den
Hauptplaneten des Jahres" und „Der Komet von 1811".

Wer schon einmal versucht hat, die vielen ineinandergreifenden Himmelsbewegungen
einem Laien zu erklären, der weiß, wie schwierig dies ist - dies um so mehr,
wenn keine Zeichnungen zu Hilfe genommen werden können, sondern alles nur mit
Worten erklärt werden muss. Hebel rechnete mit der Vorstellungskraft seiner Landsleute
und mit ihrem manchmal etwas grüblerischen Sinn für das Überirdische.

Der klare Himmel mit den funkelnden Sternen war damals viel allgegenwärtiger
und auffälliger für die Menschen als heute - es war eine Zeit der nächtlichen Dunkelheit
, ohne Straßenlaternen und verschmutzter Luft. Ich erinnere mich noch gut
an die 40er Jahre, als ich in den Sommermonaten abends als kleiner Bub mit
meinem Großvater auf der Bank vor dem Hause saß, und wie der Großvater -
manchmal waren auch die Nachbarn dabei - über die Geheimnisse des Himmels
vielerlei Betrachtungen anstellte.

In Hebels Zeiten gab es in unseren Dörfern weder eine Zeitung noch ein Radio,
noch das Fernsehen; deshalb saß man abends zusammen und erzählte und sprach
über „Gott und die Welt".

Die Beschäftigung mit der unmittelbaren Umgebung war, bevor die Überflutung
des Informations-Zeitalters über uns hereinbrach, viel intensiver. Man dachte auch
mehr darüber nach, wie z. B. Sonne, Mond und Sterne ihren Lauf nehmen und wie
besondere Himmelserscheinungen zu erklären sind. So erinnert sich auch Hans
Thoma an jene Zeit:

„Ein Onkel beschäftigte sich mit Astronomie, d.h. er machte auf seiner Drehbank
eine Erdkugel, die in Grade eingeteilt und mit den Weltteilen angemalt wurde
; nun wurde ein langer Tisch gemacht - eine Lampe in der Mitte war die Sonne,
eine kleine vergoldete Kugel war der Mond; auf einem Drahtgestell, wie die Erdkugel
auch. Durch die Umdrehung einer Kurbel kam Bewegung in die Welt, die
Erde umlief die Sonne und mit ihr der Mond, der wieder um sie herumlief. Wir
konnten Mond- und Sonnenfinsternisse machen. So fehlte es bei aller Bescheidenheit
und Beschränktheit in der Dorfexistenz doch gar nicht an Phantasieanregung,
und meine spätere Liebhaberei für Kalenderpoesie hat wohl auch ihren Ursprung
in diesen frühesten Tagen, in denen mir die Weltbewegung und der Lauf der Zeiten
so leibhaftig vorgeführt wurde, die ich gewissermaßen selbst veranlassen konnte!"

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