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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
70.2008, Heft 2.2008
Seite: 134
(PDF, 30 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2008-02/0136
rere Jagdszenen. In der Bildmitte findet eine Treibjagd auf einen Hirsch statt. Darüber
erlegen zwei Jäger mit Speeren einen sich nach hinten wendenden Steinbock
und eine vom Felsen herab stürzende Gämse. Im Bildvordergrund, zwischen
Buschwerk und weiteren Jagdhunden, ist der Kopf eines weiteren Jägers zu sehen.

Bereits Albrecht Kippenberger, der sich bislang als einziger zur Staufener Jagdplatte
geäußert hat, wies auf einen Zusammenhang mit gusseisernen Jagdszenenplatten
aus Tirol hin (Abb. 4), da vom Oberrhein keine weitere Jagdszenenplatte
bekannt ist.15 Ein Exemplar im Historischen Museum zu Basel belegt die weite
Verbreitung dieser Platten.16 Sie entstammen dem Umfeld Kaiser Maximilians I.
und bezogen ihre bildnerischen Vorlagen aus den Jagdbüchern des Kaisers.17

Auf einem hochrechteckigen Format werden dort insgesamt acht Personen bei
der Jagd gezeigt. In einem Gebirge, das bisweilen schwer zu erklimmen ist (auf
der rechten Seite hilft ein Mann mit einem Speer seinem Jagdgenossen bei dem
Aufstieg) werden Gämse und Steinböcke mit Lanzen und Gewehren erlegt. Im
Vordergrund bereichern Büsche die Landschaft, doch im oberen Teil sind nur noch
karge Felsformationen zu sehen.

Neben den typologischen Gemeinsamkeiten der Staufener und der Tiroler Platten
weisen die Platten auch vergleichbare Motive auf: Die Gäms- und Steinbockjagd
in hohem Gebirge, der Jäger im Vordergrund, der einen Jagdhund an der Leine
führt und einen Speer schultert, aber auch die Pflanzenwelt und Felsformationen
und nicht zuletzt die von den Proportionen, der Physiognomie und der Bekleidung
vergleichbaren Figuren der Jäger.

Kippenberger nahm nun an, dass für die etwa halb so große Staufener Platte nur
der obere Teil eines Tiroler Models wieder verwendet wurde, da der untere Jäger im
Bereich des Oberkörpers abgeschnitten wurde. Dies erscheint jedoch wenig wahrscheinlich
, denn im Gegensatz zur Staufener Platte wird auf den Tiroler Platten keine
Hirschjagd abgebildet, ebenso ist dort kein Fangnetz zu sehen. Hier gehen die Jäger
mit Gewehren der Jagd nach, die in Staufen nicht zu sehen sind. Auch weisen
ähnliche Motive wie der Jäger mit dem Hund im Detail Unterschiede auf: So treibt
er auf der Staufener Platte den Hirsch in das Fangnetz, während er auf der Tiroler
Platte die Jagd bereits beendet hat und eine erlegte Gämse auf seinem Rücken trägt.

Der größte Unterschied besteht aber in der perspektivischen Darstellung. Auf
den Tiroler Platten gibt es kaum Überschneidungen, die Szenen werden übereinander
und isoliert dargestellt. Das erweckt auf den Tiroler Platten im Gegensatz zur
Staufener Platte viel mehr den Eindruck, dass wir es hier mit einem hoch aufragenden
Gebirge zu tun haben. Bedingt wird diese Darstellungsweise auch durch
das Format der Platte, die dort wohl ursprünglich zu einem gusseisernen Ofen gehört
haben dürfte. Die Staufener Platte mit ihrer annähernd quadratischen Proportion
zeigt hingegen eine größere Tiefenräumlichkeit auf. Der Jäger, der sich hinter
dem Fangnetz versteckt, ist nur mit seinem Oberkörper zu sehen, das Buschwerk
verdeckt dahinter liegende Felsformationen, die weiter entfernt zu liegen scheinen.

Diese Darstellungsweise der Staufener Platte lässt einen Vorläufer vermuten, der
bereits die am Oberrhein verbreitete perspektivische Darstellung mit Jagdszenen

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