Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
70.2008, Heft 2.2008
Seite: 136
(PDF, 30 MB)
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stoß zu versetzen. Vorne rechts bläst ein weiterer Jäger mit einem geschulterten
Speer ins Horn, ein anderer erlegt in der linken oberen Bildecke mit seinem langen
Speer Gämsen im Gebirge, während Dido und Aeneas in einer Grotte rechts vom
Gebirge vor dem hereinbrechenden Gewitter Zuflucht finden.

Der Holzschneider hält sich eng an die literarische Vorlage aus Vergils Aeneis,
die die Jagd im Detail beschreibt:

„Über die beiden [Dido und Aeneas] werde ich eine schwärzliche Gewitterwolke
mit Hagel vermischt ausschütten, während die Jäger in Eile
das bewaldete Tal mit ihrem Netzwerk einkreisen [...]",19 und:
„Die erlesene junge Mannschaft zieht im ersten Sonnenlicht aus den
Toren, dabei weitmaschige Netze, Schlingen und Jagdspieße mit breitem
Eisen; massylische Reiter stürmen hinaus und die witternde Meute der
Hunde. [...] Als man ins hohe Gebirge und in unwegsame Wildnis gekommen
, da springen, seht, wilde Ziegen, von einer Felsspitze gescheucht
, die Höhen hinab; an anderer Stelle eilen Hirsche über offenes
Feld [...]. Der junge Ascanius freut sich mitten im Tal an seinem feurigen
Roß [...] und wünscht sich sehnlichst, daß sich ihm zwischen dem
scheuen Wild ein schäumender Eber biete oder vom Berg herab ein gelber
Löwe komme."20

Der Modelschnitzer der Staufener Platte bildet zwar weder die Geschichte um
Dido und Aeneas ab noch übernimmt er genaue Zitate aus diesem Holzschnitt.
Dennoch sind die Gemeinsamkeiten beider Jagdszenen evident: Der von den Hunden
davoneilende Hirsch in der Bildmitte, das Fangnetz, hinter welchem ein Jäger
lauert, sowie der Jäger im Gebirge, der mit seinem Speer eine herabstürzende
Gämse erlegt. Aber auch die tiefenräumliche Darstellung der Szenen, die durch
Überschneidungen und Verkürzungen (zum Beispiel des Fangnetzes) erreicht wird,
kommt in beiden Darstellungen vor.

Dass der Vergil-Holzschnitt nicht alleine ausreicht, um die Darstellungen auf der
Staufener Platte zu erklären, zeigt sich an der unterschiedlichen Ausarbeitung der
Bäume und der weniger differenzierten Ausarbeitung der Figuren auf der Kaminplatte
. Dies weist auf die Tiroler Platten hin. Beides in Einklang zu bringen und
hier eine neue Darstellungsform im Medium der Gusseisenkunst zu finden, ist die
Leistung des Staufener Modelschnitzers.

Die Merkur-und-Prudenzia-Platte

Die zweite, 114 x 86,5 cm große Platte zeigt zwei stehende, einander zugewandte
Figuren zwischen zierlich gestalteten Säulchen. Im oberen Feld spannen
sich zwei Bögen über die Figuren, wovon der eine mit Strahlen, der andere mit geschweiften
Blasen ausgefüllt ist. In den Zwickeln erscheinen Drachen und eine

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