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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
70.2008, Heft 2.2008
Seite: 143
(PDF, 30 MB)
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rakters geachtet war.39 Er studierte an der Freiburger Universität und hielt sich
mehrmals im Ausland auf. Nachdem er Burgherr in Staufen geworden war, geriet
er jedoch bald in finanzielle Schwierigkeiten.40 Er versuchte um 1539 durch die
Anstellung des Alchimisten Faust, welcher später Goethe als Vorlage für seine
Dramenfigur diente, seine Einkünfte zu verbessern. Im Jahr 1549 musste Anton
sogar Besitz verpfänden. Die hohen Ausgaben könnten auch auf Baumaßnahmen
am Stadtschloss und der Burg zurückzuführen sein, denn es sind neben den Kaminplatten
auch Allianzwappen des Anton von Staufen und seiner Gemahlin Anna
Wandelberta von Hohenlohe erhalten.41

Da wegen der finanziellen Verhältnisse Antons von Staufen ein Auftrag solch kostspieliger
gusseiserner Platten nach den 1530er Jahren unwahrscheinlich scheint,
kann der Entstehungszeitraum etwa zwischen 1525 und 1535 eingegrenzt werden.
Eine Herstellung in der zweiten Jahrhunderthälfte erscheint wenig wahrscheinlich.42

Zusammenfassung

Die beiden gusseisernen Kaminplatten der Lilienhofschule zu Staufen gehören
zu den herausragendsten Beispielen der Gusseisenkunst des 16. Jahrhunderts am
Oberrhein. Nicht nur die Darstellung von Jagdszenen, deren Verbindung zu Tiroler
Jagdplatten um die Anknüpfung an eine Jagddarstellung in Brants Vergil-Ausgabe
von 1502 bereichert werden konnte, sondern auch die Standfiguren nach Burgk-
mair in einer an der Renaissance orientierten Rahmung zeugen von der Bedeutung
des am Oberrhein Einzug haltenden Humanismus für die Kunst der gusseisernen
Platten. Der Jagdszenenplatte kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, da heute
keine andere gusseiserne Platte mit Jagdszenen vom Oberrhein bekannt ist.

Die Zuschreibung an den sog. „Meister G. F.", der am Oberrhein ein umfangreiches
(Euvre hinterlassen hat, konnte nicht bestätigt werden. Die Staufener Platten
, die wohl wie dessen Werk ebenfalls in Kandern gegossen wurden, zeigen ein
anderes Form- und Stilrepertoire und konnten zwischen 1525 und 1535 datiert
werden.

Beide Platten wurden wohl als Ausschmückung bereits vorhandener Kamine im
Palas der Burg Staufen eingesetzt. Trotz der Zerstörung der Burg 1633 überdauerten
die Platten die Zeit und wurden erst im 19. Jahrhundert geborgen. Sie sind wohl die
wichtigsten Zeugnisse der ehemaligen Ausstattung dieser weithin sichtbaren Burg.

Abbildungsnachweis

Abb. 1, 2: Verfasser; Abb. 3: DRIESCH 1990 [Anm. 9], S. 25; Abb. 4: Ausst. Kat. Innsbruck 1969
[Anm. 16], Abb. 44; Abb. 5: Vergil, hrsg. LEMMER 1979 [Anm. 18], S. 96; Abb. 6, 7: HOLLSTEIN V
[Anm. 22], S. 95, 97; Abb. 8: Ausst. Kat. Karlsruhe 1986 [Anm. 6], S. 707; Abb. 9,10: WERTH 1984
[Anm. 23], S. 131, 135.

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