Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
70.2008, Heft 2.2008
Seite: 152
(PDF, 30 MB)
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Davon stammen über 700 pergamentene Traditionsurkunden, auch Schenkungsurkunden
genannt, sowie fast 100 karolingische und ottonische Herrscherdiplome
aus der Zeit vor dem Jahr 1000. Mit diesem nördlich der Alpen einzigartigen frühen
Bestand sind nur ganz wenige Archive, wie etwa das Staatsarchiv Mailand oder
Lucca, vergleichbar. Diese Dokumente sind von großer Bedeutung für die heutigen
Kantone St. Gallen, beide Appenzell, Thurgau, Schaffhausen, Zürich, Aargau, beide
Basel, Bern, für das Elsass, für Süddeutschland (Baden-Württemberg u. Bayern)
und für Vorarlberg. Bis zur Französischen Revolution birgt das Stiftsarchiv für weite
Gebiete des heutigen Kantons St. Gallen und einige angrenzende Regionen den
bedeutendsten Teil an historischen Quellen und Zeugnissen. Es erfüllt damit für
diesen Zeitraum weitgehend die Funktion eines Staatsarchivs. Wissenschaftler aus
der ganzen Welt kommen für ihre historischen Forschungen hierher.

Lorenz Hollenstein präsentierte die auf unserer Vortour ausgewählten Urkunden
und Ersterwähnungen verschiedener Orte aus dem Markgräflerland. Auf sehr launige
und informative Weise zeigte er Kostbarkeiten wie z.B. die älteste Urkunde
von Mulinhaimo 758 (Müllheim) oder die von Scofheim 807 (Schopfheim); Harta
807 (Herten); Scrozzinca 799 (Krozingen); Aguringas 758 (Egringen).

Bestaunt wurden auch ein Brief der Kaiserin Maria Theresia mit ihrer schlichten
Unterschrift, eine Papsturkunde aus dem Jahre 1234, in feierlichster Art geschrieben
und mit Bleisiegel versehen, sowie ein von Paracelsus handschriftliches medizinisches
Gutachten über das Thermalwasser von Pfäfers (bei Bad Ragaz).

Über die Mittagspause bot sich den Reiseteilnehmern während eines gemütlichen
Bummels in der lebhaften Altstadt auch noch genügend Zeit, um der weltberühmten
Stiftsbibliothek, wem sie noch nicht bekannt war, einen Besuch abzustatten
.

Die Stiftsbibliothek ist die Bücherei des ehemaligen Benediktinerstiftes
St. Gallen und ist seit 820 indirekt über den St. Galler Klosterplan nachgewiesen.
Sie dient heute als wissenschaftliche Studien- und Leihbibliothek und ist trotz der
Klosteraufhebung eine Fachbibliothek für Mediävistik. Ihr reicher Schatz besteht
aus 150 000 Bänden, davon 30 000 im Barocksaal, 2000 Handschriften, von denen
400 aus der Zeit vor dem Jahr 1000 stammen, sowie aus prächtigen kalligraphischen
und bunt ausgemalten Manuskripten des irischen, karolingischen und ot-
tonischen Stiles.

Außergewöhnlich wertvolle Bände sind das EVANGELIUM LONGUM mit
einem Elfenbeineinband, der FOLCHART PSALTER, der GOLDENE PSALTER,
das ABROGANS-Wörterbuch (Latein/Althochdeutsch), der KLOSTERPLAN um
819/830 sowie GREGORIANISCHE CODICES. Außerdem etwa 1000 Wiegen-
und Frühdrucke aus der ersten Zeit des Buchdruckes bis 1500, sogenannte INKUNABELN
.

Der zweigeschossige Bibliotheksaal von vollendeter Harmonie wird als der
schönste nichtkirchliche Barockraum der Schweiz bezeichnet und wurde zwischen
1758 und 1767 erbaut. Er beherbergt ein edel eingelegtes Fußbodenmuster, die Deckengemälde
(1762-63), welche die ersten ökumenischen Konzilien zeigen, führte

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