Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2009-01/0017
Schon im 16. Jahrhundert fand eine Aufteilung der Architektur in eine Zivil- und
eine Militärarchitektur statt. Der Zivilarchitekt erwarb seine Kenntnisse und Fertigkeiten
im Handwerk, der Militäringenieur dagegen in seiner militärischen Ausbildung5
^ Wobei gerade die Fortifikation (Festungskunst) auch geniale und universelle
Künstler6) wie Albrecht Dürer (1471-1528), Maler und Grafiker, oder
Leonardo da Vinci (1452-1519), Maler, Bildhauer, Anatom und Ingenieur, ja selbst
Macchiavelli (1469-1527), italienischer Politiker, Philosoph und Dichter, besonders
faszinierte und sie in Theorie und Praxis zu vielfältigen Skizzen und Modellen, ja
selbst zu realen Festungsbauwerken anregten, die auch heutige Betrachter noch in
Staunen versetzen.

Der Barock war das Zeitalter, in dem in vielen Bereichen der Gesellschaft erstmals
die Naturwissenschaften in den Vordergrund rückten, hier vor allem die angewandte
Mathematik und Geometrie. So wurde auch in der Architektur versucht, alles
mit idealen geometrisch-ästhetisch-proportionierten Formen zu gestalten, ganz
gleich, ob in der „architectura civilis" oder der „architectura militaris".

Geometrie als „barocke Verhaltensnorm" und die Fortiflkation7) als eine der Geometrie
verwandte Form der Mathematik: Diese „mathematica militaris" fand über
die beliebten Ideal-Linien ihren Eingang in allen militärischen Bereichen - bis hin
zur „Lineartaktik", bei der selbst auf dem Schlachtfeld streng geometrisch, wie mit
dem Lineal gezogen, die Truppen aufgestellt wurden. Dies galt uneingeschränkt
auch für die Anlage von Festungs- und Schanzanlagen: Auch hier wurden „Linien"
favorisiert. Und selbst die massiven und dennoch wohlproportionierten Befestigungsanlagen
von Mannheim und Breisach sollten Freund wie Feind gleichermaßen
beeindrucken und gleichzeitig den absolutistischen Machtanspruch - selbst als
territorial kleine Markgrafschaft - im wahrsten Sinne des Wortes untermauern.

Um 1700 gehörten Kenntnisse im Festungsbau und der Fortifikation nicht nur
zum grundlegenden „Rüstzeug" jedes Offiziers, sondern auch zum festen Bildungsgut
junger Adliger. So standen auch bei dem erst 15-jährigen badischen
Prinzen Ludwig Wilhelm auf seinen „Kavaliersreisen" - heute würde man dies als
Studienreise mit Auslandsaufenthalt bezeichnen - die Fortifikationslehre und angewandte
Studien auf seinem Lern- und Besuchsprogramm.

Man sprach im Barock auch nicht von Kriegsführung, sondern von der „Kriegskunst
". Wobei die Fortifikation als „Festungskunst", also der Fähigkeit, ideale
(weil uneinnehmbare) Festungsbauwerke zu schaffen, eine zunehmende Rolle
spielte. Sebastien Le Prestre, Seigneur de Vauban (1633-1707), war der Meister
der französischen „Festungskunst" und bestimmte durch seine geniale „Manier"
die gesamte europäische Fortifikation. Neu-Breisach gilt als sein Meisterwerk.

Berühmte Persönlichkeiten prägten politisch und gesellschaftlich europaweit die
Geschichte dieser unruhigen Zeit: Christian IV, König von Dänemark und Norwegen
(1577-1648), Gustav IL Adolf, König von Schweden (1594-1632), Ludwig
XIV, der „Sonnenkönig" von Frankreich (1638-1715) - absolutistisches Herrschervorbild
für ganz Europa - und die habsburgisch-österreichischen Kaiser Leopold
I. (1640-1705), Joseph I. (1678-1711) und Karl VI. (1685-1740).

15


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2009-01/0017