Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2009-01/0023
In einer massiven Vergeltungsaktion steckten 1695 die Franzosen - nachdem sie
die Kaiserlichen erfolgreich überrumpelt hatten - in Todtnau dreißig Häuser und in
Muggenbrunn zehn Häuser in Brand.21) Sie unterstrichen damit ihre Kontributionspolitik
„mit Feuer und Schwert".

Das Anlegen ausgedehnter Wall- und Sperrgraben-Systeme auf der geographischen
NS-Linie Hauingen-Hausen und von dort ostwärts über die Wiese nach
Raitbach, Schlechtbach und Gersbach war einerseits die Reaktion auf die massiven
französischen Kontributionszüge, andererseits jedoch primär die militärische Antwort
auf die Errichtung der großen Festungsanlage im elsässischen Hüningen, welche
der französische König Ludwig XIV. im Mai 1679 bei seinem genialen Fortifi-
kationsbaumeister Vauban in Auftrag gab.

Um reine Militärstützpunkte an strategisch wichtigen Stellen als „ideale" Festung
- wie auch Neu-Breisach - zu schaffen, waren große, ebene und unverbaute
Flächen notwendig und so ordnete Vauban nicht nur das Abtragen einer bereits
vorhandenen älteren Schanzanlage an, sondern auch gleich die Umsiedlung aller
Bewohner von Hüningen. Diese konnten entweder ins „Neudorf4 oder in das neu
gegründete St. Louis ziehen. Nach nur zwei Jahren Bauzeit war die neue Festung
einsatzbereit.

Wobei dann solche Festungen - wie auch Breisach und Landau - nicht nur über
sehr hohen strategischen Wert und damit eine militärische Schlüsselposition verfügten
, sie eigneten sich auch vorzüglich als „Pfand" bei den Friedensverhandlungen
und waren so auch immer Grund für ein intensives politisches Feilschen
und „Pfänderspiel".

Die Festung beherbergte hinter ihren acht Meter hohen Mauern über 2500 Mann
Infanterie und 500 Reiter. Voll belegt, konnte sie bis zu 3500 Soldaten aufnehmen.
Von hier aus erfolgten nun regelmäßig die gefürchteten Kontributionszüge, um in
der benachbarten Markgrafschaft Baumaterial, Fuhrwerke und Nahrungsmittel,
aber auch um Arbeitskräfte zum Schanzen abzupressen.

Somit wurde Hüningen zu einer massiven Bedrohung für das gesamte Wiesental
, aber auch für die benachbarten Eidgenossen. Selbst die wehrhaften Basler
spürten in der auch für sie bedrohlichen großen Festung - direkt vor den Toren der
Stadt - immer „die Faust in ihrem Nacken".22)

Bereits 1678 wurden in mehreren Orten des Wiesentals Männer zu Schanzarbeiten
in Hüningen gepresst, die sich jedoch widersetzten - mit weit reichenden
Folgen für ihre Dörfer. Als Sanktion dafür wurde schon am 24. Januar Tegernau
fast völlig zerstört. Am 29. Juni 1678 ging das Röttier Schloss in Flammen auf.
Friedlingen und Brombach folgten.

Diese massive Reaktion sollte gezielt die Angstkulisse für die gesamte Bevölkerung
im Wiesental und im südlichen Markgräflerland verstärken, um damit primär
die ganze Region als wichtigste Versorgungsbasis zu sichern: So schonte man die
eigene Kriegskasse und gelangte relativ problemlos an Baustoffe, Nahrungsmittel
und Schanzarbeiter - alles elementare Voraussetzungen einer aggressiven Offen-
siv-Taktik mit einem sich stets erneuernden Bedrohungspotential.

21


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2009-01/0023