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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2009-01/0024
Ihre wahren militärischen Absichten enthüllten sie erst 1689, indem sie unter
Marschall Cesar Auguste de Choiseul (1636-1705) mit 40 000 Mann bei Hüningen
über den Rhein setzten, um das nördliche Gebiet der Markgrafschaft zu verwüsten
.2^

Aber auch im Wiesental standen die Zeichen unerwartet auf Sturm: 1690 verließen
die kaiserlichen Truppen ihre gut verschanzten Stellungen zwischen Zell und
Schönau und rückten nicht nur bis nach Schopfheim vor, sondern errichteten - völlig
überraschend - hier sogar ein großes Feldlager. Die Antwort der Franzosen ließ
nicht lange auf sich warten: Sie bezogen ihr Lager bei Maulburg.

Abgesehen von der Gefahr einer unmittelbar bevorstehenden Schlacht, bedeutete
bereits die Einrichtung eines solchen Feldlagers durch die Kaiserlichen für die hiesige
Zivilbevölkerung eine besondere Belastung.

„Ist nicht allein keine Hand voll Heu und Oehmd gemacht, Tentsch und Schutzbretter
, Brücken, Weg und Steg, alles miteinander verdreckt und verwüstet, die
Häuser, Scheuern und Ställe auf der Au und der Vorstadt ruiniert, die Dielen und
Bühnen aufgebrochen und so großer Schaden angerichtet, dass solcher gar nicht zu
schätzen."24)

Der Stadt Schopfheim entstanden so durch „Raub, Fourage, Verpflegung, Frohn-
den und muthwilligen Verderben"25) sehr hohe finanzielle Schäden. Dabei fällt auf,
dass von dieser Gesamtsumme annähernd die Hälfte allein durch Schäden in Gersbach
verursacht wurde - was wohl auch ein Grund dafür war, 1702 diesen Raum
mit zusätzlichen Schanzanlagen zu schützen und zu sichern. Um die erneuten und
hohen Kriegslasten zu decken, wurde eine Kopfsteuer eingeführt.

Zwar rückten im Oktober 1690 die Franzosen wieder ab und die Kaiserlichen
zogen sich wieder in ihre verschanzten Stellungen bei Zell zurück, dennoch kam
es wiederholt zu Raub- und Plünderungszügen der Franzosen.

Noch bis ins Jahr 1699 litten die Wiesentäler unter den ständigen Kontributionen
der Franzosen, die ihren Forderungen auch dadurch Nachdruck verliehen, dass sie
- bei Weigerung oder Nichterfüllung - einfach Bürger und Amtspersonen verhafteten
und diese in Hüningen als Geiseln so lange gefangen hielten, bis die Kontributionen
vollständig erfüllt wurden. Dies sollte sich bis 1713 gleich mehrfach wiederholen
.26)

Die Franzosen wie aber auch die Kaiserlichen boten gerade in dieser extrem unsicheren
Zeit den Städten gerne - natürlich gegen eine hohe Bezahlung - sog.
„Schutzwachen" („Sauvegarde", „Salvagardien", „Salvaguardien" in der Bevölkerung
wegen ihrer berüchtigten Trinkgelagen auch abschätzig „Saufgarden" betitelt
) an, welche vor allem Schutz vor „ungeregelten" Plünderungen bieten
sollten.27) Nicht nur Schopfheim, auch anderen Städten blieb nichts anderes übrig,
als dieses Angebot einer scheinbar „freiwilligen" Kontribution anzunehmen.

Insbesondere ab dem Jahr 1701, in dem Kurfürst Maximilian Emanuel von Bayern
die Seiten wechselte und Bündnispartner der Franzosen wurde, stieg die Angst
vor einem erneuten großen Angriff von Hüningen aus. Die Erinnerung an 1689
war noch allgegenwärtig.

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