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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2009-01/0025
Bereits im Herbst des Jahres 1702 zeigte sich, dass diese Angst nicht unbegründet
war. Die geheimen Pläne, die man bei abgefangenen Kurieren fand, ließen keinen
Zweifel mehr daran, dass Maximilian II. Emanuel mit seinen bayerischen
Truppen über die Donau in Richtung Hochrheintal vorstoßen wollte und beide
Heere sich am 2. Oktober bei Friedlingen vereinigen sollten.28)

„Der blaue König", wie man den bayerischen Kurfürsten auch nannte, wollte
aber wohl als „Türkenbezwinger" offensichtlich ein direktes Aufeinandertreffen
mit seinem einstigen markgräflichen Waffengefährten aus dem Großen Türkenkrieg
, dem „Türkenlouis", vermeiden. So schlug er vor, zunächst beim „Roten
Haus" (Rothaus) bei Murg auf Villars zu warten - also noch vor den dort beginnenden
„Schwarzwaldlinien" und ebenfalls auch noch vor den stark befestigten
Waldstädten Säckingen und Rheinfelden: Alle drei militärisch nicht einfach zu bewältigenden
Etappen hätte Villars somit erst noch überwinden müssen. Offenbar
hat Maximilian II. Emanuel aber auch diesen Plan verworfen und Villars musste -
ohne die Unterstützung seines bayerischen Verbündeten - allein den Angriff auf
das rechtsrheinische Gebiet wagen29).

„Markgraf Ludwig hatte in Friedlingen und Weil ein befestigtes Lager bezogen, um
zu verhindern, dass General Villars bei Hüningen den Rhein überschreite und sich mit
den Baiern vereinige. Der gesammelte Landsturm wurde aufgeboten und bei Leibesstrafe
durfte kein Einwohner das Land verlassen. Contributionen mussten geliefert
und Schanzen gebaut werden. Auf den Bergen werden Signalfeuer eingerichtet,
Sturmläuten im Fall des Einfalls angeordnet und reitende Patrouillen den Rhein hinab
gesandt. Allein schon am 14. Oktober 1702 erzwang Villars den Übergang."30)

20 000 französische Soldaten überschritten von Hüningen kommend den Rhein.
Unter dem Befehl des Markgrafen leisteten 20 000 Mann der Reichs- und Kreiskontingente
erbitterten Widerstand. Es kam zu einer kurzen, aber heftigen Schlacht
am „Tüllinger Käferholz", die binnen Tagesfrist über 2000 Menschen das Leben
kostete. Obwohl es bei dieser Schlacht keinen eindeutigen Sieger gab, konnte so
aber mit dem Zurückdrängen Villars dessen Absicht, mit seinen Truppen - und um
die Waldstädte zu umgehen - mit hoher Wahrscheinlichkeit durch das Wiesental
zu marschieren, um den Zusammenschluss mit den verbündeten Bayern doch noch
zu erreichen, unterbunden werden - zumindest kurzfristig.

Dennoch bedeutete dieses Gefecht keinesfalls den Rückzug französischer Truppen
aus dem Wiesental - dafür war es für sie strategisch und logistisch einfach zu
wichtig. So standen bereits zwei Tage nach der „Schlacht am Käferholz" - man
schrieb den 16. Oktober 1702 - französische Vorposten bei Steinen. Der Schopf-
heimer „Landsturm" mit seinen bescheidenen 103 Mannen zog es daher schleunigst
vor, seine vorgeschobene Beobachterstellung aufzugeben. Da ein Zusammenstoß
von kaiserlichen und französischen Truppen absehbar war, flüchtete die Bevölkerung
aus der Stadt, welche die Franzosen kampflos einnahmen, plünderten
und teilweise in Brand steckten.31)

Die Franzosen erhöhten nun spürbar den Druck auf die Bevölkerung durch immer
höhere Kontributionen. 1704 mussten so 173 Stämme Bauholz nach Hüningen

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