http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2009-01/0033
zum Schanzen abgeordnet. Auch hier war das für die Schanzanlagen notwendige
Holz - wie bereits mehrfach angesprochen - Grund für die immer längeren Transportwege
, da es im unmittelbaren Bereich keine ausreichenden Waldungen mehr
gab. „Der Verbrauch an Eichen und Kiefernholz ist gewaltig, stellenweise wird der
Wall mit langen Eichenbäumen verkleidet, die Gräben mit Faschinen gefüttert, auf
den Brustwehrböschungen stecken Pfähle und im Graben Palisaden. Ebenso benötigen
die Schleusenanlagen und Bettungen Unmengen Holz. Zudem sind die meisten
Redouten zweistöckige Blockhäuser zur Unterbringung von oft 40 Mann der
Wache." 53)
Zu diesem Zeitpunkt werden die neuen Schanzen durchgängig mit Geschützstellungen
ausgestattet, was bei den früheren Anlagen zwischen 1701 und 1702 - gerade
im Südschwarzwald - noch nicht der Fall war. Ebenso werden erstmals zweistöckige
Wachhäuser errichtet.
Eine weitere Linie bestand bei Heilbronn sowie zwischen der Geislinger Steige
und dem Ostrand des Schwarzwaldes. Geographisch losgelöst aus diesem Gesamtsystem
war die Linie bei Stockach.
Schanzen im Südschwarzwald
Während die in Stein geschaffenen barocken Zeugnisse bis zum heutigen Tag
immer wieder die Bewunderung des Betrachters finden, sind andere seit langem in
der Versenkung der geschichtlichen Bühne verschwunden: Dazu zählen sicher
auch die Erdwerke, jene geometrisch ästhetisch geschnittenen Fortifikationsanla-
gen, die unter dem Begriff der Schanzen auch unseren Raum und das keineswegs
friedliche Leben der damaligen Bevölkerung prägten.
Grundsätzlich unterscheidet man bei Befestigungen zwischen einer „permanenten
Befestigung" und einer „schnell aufgeworfenen Feldbefestigung", die man
auch als „flüchtiges Erdwerk" oder als Schanze bezeichnet. Als dritte Form gilt die
sog. „provisorische Befestigung", die zwischen der „permanenten Befestigung"
und der „flüchtigen Feldbefestigung" angesiedelt ist. Die militärische Kunst, welche
die Ausführung aller dieser Arbeiten am richtigen Ort und mit den besten Mitteln
lehrt, ist die Befestigungskunst (Fortiflkation).54)
Schanzen sind also „reine Erdwerke", wobei ihre geometrischen Formen variieren
und so den natürlichen Vorgaben des Geländes optimal angepasst werden können
. Nach ihrem Grundriss unterscheidet man „offene" oder „geschlossene"
Schanzen. Der Formenschatz in unserem Raum reicht vom exakt regelmäßigen
Quadrat („Redoute") über unregelmäßige Rechtecke bis hin zur Sternform (regelmäßige
und unregelmäßige Polygonalschanzen), alle sind „geschlossene" Schanzen
. Aber auch Sonderformen wie die einer „Lunette" - einer rückseitig „offenen"
Schanze in Pfeil- oder Dreiecksform - gehören dazu.
Neben ihrer geometrischen Vielfalt beeindruckt das Schanzen- und Wallgraben-
System unseres Raumes durch den archäologisch guten Erhaltungszustand, der
31
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2009-01/0033