http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2009-01/0039
optimal beim Einflechten der Ruten, sondern auch beim Einsatz im Ernstfall: Damit
wurde der Korb fest verankert.
Denn der Schanzkorb wurde direkt am Einsatzort mit loser Erde aufgefüllt, wobei
man darauf achtete, dass keine größeren Steine unter das Füllgut gerieten:
Beim Treffer einer feindlichen Kanonenkugel hätten diese wie Geschosse herumfliegenden
Steine die Verteidiger noch zusätzlich verletzen können.
Das Füllmaterial konnte, um die Standfestigkeit eines Korbes zu erhöhen, mit
Wasser durchtränkt werden. Je nach Größe erreichte man so ein Gesamtgewicht
von über zweieinhalb Tonnen. Die Körbe wurden nach der Beendigung der Bedrohung
durch einfaches Hochziehen wieder entleert und waren dadurch oft wieder
verwendbar. Zeigten sie massive Schadstellen, wurden sie als Faschinenersatz zur
Sicherung rutschgefährdeter Wallhänge eingesetzt: Nachhaltiges Wirtschaften und
optimales Recyceln würde man das heute nennen.
Die Sicherung der „Wallkrone" in Form von Schanzkörben wurde vor allem
dann gewählt, wenn nicht genügend Holzstämme zur Herstellung von Palisaden
vorhanden waren bzw. es der Boden nicht zuließ, Palisaden zu setzen. Ansonsten
gab man Palisaden den Vorzug, da sie die „Wallkronen" nochmals erhöhten und einen
inneren Wehrgang ermöglichten.
Die Palisaden, auch „Schanzpfähle" genannt, waren durchschnittlich 20 bis 30
Zentimeter starke, 4 bis 4,5 Meter lange Holzpfähle, die man oben zugespitzt hatte
, um ein Übersteigen für den Angreifer zu erschweren. Die Palisaden wurden
durchschnittlich 1-1,5 Meter tief eingerammt (oder gesetzt) und mit einem oben,
direkt unterhalb der Pfahlspitzen sowie einem unten, direkt über den Boden angebrachten
Querholz verbunden, was der Palisadenwand eine zusätzliche Stabilität
verlieh.
Um eine Schanze mit einer rundum verlaufenden Palisadenwand zu sichern, benötigte
es sehr viel Stammholz. Nimmt man z. B. eine kleine Viereckschanze mit
einer Seitenlänge von nur 25 Metern, so brauchte man allein für die Palisaden
(ohne die verbindenden Querhölzer) über vierhundert solcher 4 - 4,5 Meter langer
und möglichst gerader Holzstämme bzw. bereits zugespitzter Pfähle.
Angesichts dessen, dass im 17. und frühen 18. Jahrhundert der natürliche Waldanteil
an der Gesamtlandschaft - auch als Folge des Raubbaus durch Bergbau,
Glashütten und Holzhandel - um gut ein Drittel geringer war als heute sowie die -
dem alpinen „Bannwald" gegen Lawinen durchaus vergleichbar - geschützten
„Hau"-Wälder nicht angetastet werden durften, kann man davon ausgehen, dass es
nur selten komplett umlaufende Palisaden-Sicherungen auf den Schanzen gab.
Zieht man noch die große Zahl von Schanzen - allein in unserem Raum - in Betracht
, kommt nur eine Kombination aus Palisaden und Schanzkörben sowie dem
massiven Einsatz anderer Materialien wie mit Erde gefüllte Holzfässer oder vorgefertigte
Bretterwände in Frage.
Palisaden in Form einer durchgehenden Palisadenwand oder auch eines Palisadenzaunes
setzte man - oft in Kombination mit einem Wall und Graben - als Verbindungselement
zwischen zwei Schanzen oder anderer Verteidigungspunkte ein.
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