http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2009-01/0040
So sicherte man auch Stellen, wo man keinen ausreichenden „Verhau" anlegen
konnte. Man hob - wie bei der Schanze auch - zunächst einen Graben aus und
formte mit dem Aushub einen über dem Graben liegenden Wallkörper. Dann setzte
man in die „Wallkrone" die Palisaden, die man untereinander entweder mit einem
starken Seil verflocht oder mit Querhölzern oben und unten miteinander verband,
was wesentlich zur Stabilisierung des Ganzen beitrug. Wie auch bei der Schanze
waren diese Palisaden oben angespitzt, um ein Übersteigen zu verhindern.
Doch die Verwendung von Palisaden hatte ernsthafte Nachteile: Selbst wenn
man - was nicht immer möglich war - die Palisaden in ein Lehmbett stellte oder
sie gegen Fäulnis im Feuer ankohlte, war die Lebensdauer dennoch sehr begrenzt.
Zudem benötigte man Unmengen von schlanken und möglichst geraden Baumstämmen
und musste bereits nach drei - vier Jahren ständig dafür Sorge tragen,
dass abfaulende Palisaden rechtzeitig ersetzt wurden. Auf Grund der schlechten
Erfahrungen versuchte man dann wieder verstärkt, die „Verhaue" in Kombination
mit tiefen und breiten Gräben zu favorisieren.
Als weiterer Schutz und gleichzeitig als Unterkunft diente im Innern der Schanze
eine im Zentrum errichtete einfache, oft quadratische Blockhütte: das Wachhaus
. Im Innern stand ein Herd, der einerseits zum Kochen, andererseits in der kälteren
Jahreszeit als Wärmequelle diente.
Die Größe eines Wachhauses richtete sich nach der Größe der Schanze und deren
Wachmannschaft: Mit einem Grundriss von anfänglich 20 x 20 m bei größeren
und ca. 6 - 8 Metern Seitenlänge bei kleineren Schanzen sowie einer durchschnittlichen
Höhe von rund 2,20 Metern. Zum Bau wurde vor allem das schwere Eichenholz
bevorzugt. Anfänglich ebenerdig aufgesetzt, wurde das ganze Wachhaus
mit zunehmender Feuerkraft der Geschütze mehr und mehr in den Boden eingelassen
- bis zu 1,50 Meter. Dabei wandelte sich auch das anfängliche stark feuer- und
blitzschlaggefährdete Schindeldach in ein Flachdach, das zunehmend stärker mit
Erde bedeckt wurde. So dass am Ende dieser Entwicklung eine durchschnittlich
ein Meter starke Erdabdeckung als „grünes Dach" zusätzlichen Schutz gegen einschlagende
Kugeln und leichte Entflammbarkeit gewährleisten sollte.
Um hier über eine aussagekräftige Basis authentischer Darstellungen zu verfügen
, haben wir in den letzten fünf Jahren - neben einer aktuell 380 Einzeltitel umfassenden
Fortifikations-Fachbibliothek - auch eine Sammlung originaler Kupferstiche
von Matthäus Merian dem Älteren (1593-1650), Johann Georg Bodenehr
(1691-1730), Nicolas de Fer (1646-1720) und Johann Baptist Homann (1663-
1724) aufgebaut. Sie zählt derzeit 400 Einzelblätter und ist für uns - neben Vorort-
Studien im Generallandesarchiv Karlsruhe, dem Landesarchiv Tirol sowie dem
Staats- und Kriegsarchiv in Wien - eine wichtige Informationsbasis geworden, da
die Werke der vier Kupferstecher exakt den für uns wichtigen Zeitraum von 1618—
1714 abdecken.
Die historischen Vorbilder zeigen bei kleineren Erdwerken das um ca. ein Meter
tiefer in den Boden eingesenkte Wachhaus in der Mitte der Schanze. Darstellungen
von größeren Schanzen gehen leider oft nicht auf solche Details ein, da auch die
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