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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2009-01/0043
mehr die Anforderungen an den Bau von Schanzen. Dies zeigt sich auch bei Prüfung
von historischen Stichen in einem deutlichen Anwachsen der Abdeckungsstärke
der Flachdächer von Wachhäusern mit Bodenmaterial, um den zerstörerischen
Einschlag feindlicher Kugeln abzufangen.

Da das gesamte Baumaterial aus der unmittelbaren Umgebung der Schanze gewonnen
werden musste, setzte dies sehr hohe Anforderungen an das Wissen der
verantwortlichen Fortifikationsoffiziere. Denn sie mussten neben den primären militärischstrategischen
Vorgaben auch noch die topographischen, geologischen, hydrologischen
, infrastrukturellen Konditionen sowie auch die Humanressource, also
die Anzahl der in der Umgebung zur Verfügung stehenden „Schanzbauern" , mit in
ihre Entscheidung für einen Schanzenstandort einfließen lassen - eine komplexe
Herausforderung und eine beachtliche Leistung!

Letzen, Hage und Haue

Um ein solches Linien-System zu sichern, benötigt es zusätzliche Elemente. Dabei
griff man auf bereits bewährte Fortifikations- und Verteidigungsmöglichkeiten
zurück, die man bereits aus dem Mittelalter kannte: „Letzen", „Hage" und „Haue".

Die Letzen auch „Letzi", „Letzimauern" oder „Letzine" („Letzi" mhd. Hinderung
, Hemmung, Grenzbefestigung, „lezzen", ahd. hemmen, aufhalten, schädigen,
„Letzi" oder „Letze" war also der Ort, wo man den Feind aufhält, hemmt, hindert,
bekämpft oder der Standort einer „Landwehr", Grenze) sind ursprünglich entweder
natürlich entstandene oder künstlich hergestellte Engpässe an Gebirgsübergän-
gen, Grenzpunkten, wichtigen Furten und Wegen, die sich mit wenigen Verteidigern
optimal sichern ließen.60)

Oft wurden sie mit Gräben, Wällen, Palisaden sowie mit natürlichem Buschwerk
, den „Hagen", kombiniert. Andere Bezeichnungen für solche militärisch-strategisch
wichtigen Punkte sind „Landwehre", „Landhage", „Landhege", „Gebü-
cke", „Gehäge", „Gehage", „Hage" und „Hagwälder".

So wie die bereits 1430 erwähnte „Rothenburger Landhege", eine „Landwehr"
mit immerhin beachtlichen 62 Kilometern Länge. Die Wallanlage bestand aus drei
Erdwällen und zwei Gräben, die teilweise geflutet werden konnten. Auf der „Wallkrone
" pflanzte man Espen, Hainbuchen, Hagebutten, Hasel, Weide, Weißdorn und
Zwergeiche, die man nach dem ersten Austreiben genauso durch Rückschnitt und
Flechten pflegte wie beim ,,Gebück".61}

Bereits seit dem 11. Jahrhundert war der Rheingau auf der gesamten Landseite
von „Gebück" umgeben. Es bestand aus einem fast 40 Kilometer langen Graben
und einem auf dem Grabenaushub angepflanzten Hain in Form eines bis sechs Meter
breiten Baumstreifens.

Das Besondere daran: Man hat die austreibenden Seitenäste der bevorzugt angepflanzten
Hain-Buchen so miteinander verflochten, dass diese im Laufe der Jahre
völlig zusammenwuchsen.

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