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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2009-01/0047
Vom verachteten „Schanzbauern" zum gefürchteten „Schnapphahn"

Errichtet wurden die Schanzen und Wälle der „Vorderen Linie" im Zeitraum von
1701-1703 von den Angehörigen der „Landesausschüsse" bzw. „Landfahnen" und
von „Schanzbauern" in Hand- und Fuhrfron. Sie wurden dabei von Offizieren angeleitet
und während der Arbeit von Soldaten überwacht und ggfs. „angetrieben".
Es kamen aber bereits zu diesem Zeitpunkt reguläre Soldaten zum Schanzeinsatz.
Die Aufsicht führte ein mit der Fortifikationskunst vertrauter Offizier. Er hatte die
Befestigungskunst studiert und beherrschte Geometrie und Mathematik - beides
Pflichtfächer in der damaligen Offiziersausbildung. In kleinen Nachschlagebüchern
in Taschenformat führte jeder Offizier genaue Formelsammlungen, Berechnungstabellen
und Winkelmaße stets mit sich.

Der Bauplatz einer Schanze war mit dem einer heutigen Großbaustelle vergleichbar
: Da die „Schanzbauern" rein manuell arbeiteten und lediglich mit Holzspaten
, Eisenpickel, Weidekorb und Holzschubkarren ausgestattet waren, benötigte
man eine sehr große Anzahl von „Schanzern" oder „Schaufelbauern", wie man sie
auch nannte. So erfolgte 1693 z. B. die Anschaffung von 7 000 Stück Schanzwerkzeugen
und 172 vierspännigen Fuhrwerken.66)

Die „Fro(h)nbauern" erhielten - wenn überhaupt - eine sehr geringe Entlohnung
und auch ihre Verpflegung war miserabel. Denn die Versorgung größerer Kontingente
von „Schanzern" mit ausreichend Werkzeugen und Nahrungsmitteln war
keine einfache Angelegenheit - lagen die Schanzenstandorte gerade im Schwarzwald
unter Berücksichtigung der damaligen Verkehrs Verhältnisse oft fernab der
kleinen Dörfer und waren nur über schmale Pfade erreichbar.

Markgraf Ludwig Wilhelm wies 1695 auf den schlechten Zustand der Schanzen
auf dem Schwarzwald hin und mahnte dringend notwendige Reparaturen an. Mit
Hochdruck ließ er in drei Schichten Tag und Nacht an der Instandsetzung der Linien
arbeiten.67)

Beim Schanzenbau wurden neben den „Frohnern" oder „Fröhnern" viele Handwerker
eingesetzt. Sie erhielten - im Gegensatz zu den Bauern - eine wesentlich
bessere Entlohnung für ihre Tätigkeit. Dies galt auch für die Fuhrleute, soweit sie
nicht auch zur Hand- und Fuhrfron verpflichtet waren. Nur für diese freiwilligen
Handwerker und Fuhrleute war die Errichtung von Schanzen ein wichtiges und
lohnendes Geschäft.

Noch im Laufe des 16. Jahrhunderts waren die „Schanzbauern" militärisch in
so genannten „Schanzfähnlein" organisiert, erhielten einen eigenen „Bauernhauptmann
" und einen Fähnrich. Sie zählten aber nie zum Kriegsvolk, deshalb
waren sie den Landsknechten auch nicht gleichgestellt. Die Pionierdienste der
„Schaufelbauern" beim Schanzen, Wege- und Brückenbau wurden von den
Landsknechten als sehr gering geschätzt, denn diese verweigerten sich jeder
Form der als niedere und unwürdig angesehenen Schanzarbeit. Zog man in die
Schlacht, kamen die „Schanzbauern" auch als Handlanger bei den Feldgeschützen
zum Einsatz.

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