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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2009-01/0049
Auch in der kaiserlichen Armee kam es immer wieder zu ernsthaften Versorgungsengpässen
und damit zu unmittelbaren Auswirkungen der Kriegsführung. So
fehlten 1697 wegen massiver Planungsfehler die notwendigen Transportwagen für
das Rauhfutter der Pferde und damit wurde ein geplanter Angriff unmöglich gemacht
. Auch 1703 war wieder einmal kein Pferdefutter mehr vorhanden und so
konnte man bis zum Frühling keine Kavallerie einsetzen.72) Mangelsituationen gab
es aber auch dann, wenn man sich länger als geplant an einem Ort aufhielt und die
Pferde die Grasflächen kahl gefressen hatten. Kampfkraft und Beweglichkeit litten
so nachhaltig unter einem ineffektiven Versorgungssystem sowie unter ständigem
Nahrungsmittelmangel73) - für Mensch und Tier: Was eben auch für die kaiserlichen
Soldaten selbst galt. So blieben diese 1708 monatelang ohne Sold und Versorgung
.7^ Ein Problem, das keineswegs neu war: Im Jahre 1689 schrieb Markgraf
Ludwig Wilhelm von Baden: „Ich bin so übel beschaffener Verpflegs-Disposition
gezwungen, offensive et quasi desparate den Krieg zu führen, um die Armee nach
dieser erhaltenen Victori nit Hunger sterben zu lassen.75)

Fünf Jahre zuvor berichtete schon Ferdinand von Sturm: „ ... mir das unaussprechliche
Elend und Brotsnotdurft der Armee bekannt war, und mit eigenen Augen
gesehen habe, dass aus Hungersnoth bei die 3 000 Menschen auf dem Marsch
crepiert sind; die gemeinen Musketiere wie Raben auf Aas und längst todt geweste
Pferde fielen, die Wurzeln aus der Erd und von den Bäumen essen. Ja dass etliche
Musketiere einen verstorbenen Dragoner gefressen haben".76)

Und bereits 1664 berichtete Montecuccoli an den Kaiser Leopold L: „Das Land
sei derart ausgesogen, dass auch nicht ein Graserl zu finden, und der Feind auch
benöthigt ist, auf 5 bis 6 Meilen aus dem Lager zu fouragieren und selbst das Laube
von den Bäumen zu nehmen." Und noch im selben Monat schreibt er nach dem
Marsche von Mura-Szombat nach St. Gotthard, bei welchem etwa 1 000 Mann in
Folge Mangels zu gründe gingen, an den Kaiser: „Ich hoffe, dass es nun endlich
doch zu einer Hauptschlacht kommen werde, gestalten wir continuierlich mit des
Feindes Armee in den Wachten und Scharmutzieren gegen einander stehen, als
dass der Soldat ganz keine Ruhe und die geringste Zeit, was zu dreschen, zu mahlen
, noch zu backen haben kann." 77)

So wird klar, warum „der Krieg seinen Mann ernähren musste", denn auf Grund
der geschilderten Logistik- und Finanzierungsprobleme einer permanenten Unterversorgung
der Truppen war es eben durchaus üblich, ja für die Soldaten existenziell
überlebenswichtig, dass sie sich ihre Nahrungsmittel selbst aus dem Um- und Hinterland
besorgen und - um nicht real verhungern zu müssen - sich so selbst verpflegen
mussten. Zu oft erhielten sie keinen Sold und was noch schlimmer war, eben
auch keine oder nur unzureichende Kost - dadurch war Hungertyphus als Folge der
Mangelernährung geräde bei den Kaiserlichen Truppen keine seltene Seuche.

Daher entwickelte sich ein eigenes System des „Fouragierens". Soldaten mit
ausgeprägter Rücksichtslosigkeit wurden bevorzugt ausgesandt, um - egal wie -
Vieh, Getreide und Nahrungsmittel auf- und einzutreiben. Diese meist in kleineren
Abteilungen operierenden „Fouragiere" wurden zum Schrecken der Bauern wie

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