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Oft wurde diese „Lawinentechnik4' auch in Kombination von „Stamm"- und
„Steinlawinen" eingesetzt - eine Guerilla-Technik, die natürlich keinesfalls auf
den südlichen Schwarzwald begrenzt war. In allen europäischen Mittel- und Hochgebirgen
- vom skandinavischen über den alpinen bis hinein in den mediterranen
Raum - kennt man diese spezielle Form der bäuerlichen Defensivtaktik (u. a. in
den Tiroler Freiheitskämpfen angewendet), die selbst noch in den jüngeren kriegerischen
Auseinandersetzungen Europas zur Anwendung kam.
Vertraut mit dem Flößen und dem Anlegen von Wehren und Wuhren, benutzten
die Bauern auch die gewaltige Kraft des Wassers zur Verteidigung. So wurde das
Bach- oder Flusswasser bewusst aufgestaut, um im Verteidigungsfall gezielt eine
Flutwelle auszulösen. Die Seitenränder der Bachbette und Flüsse waren in Ermangelung
vorhandener Wege gerade bei den Soldaten beliebte Durchmarschmöglichkeiten
, nichts ahnend von der tödlichen Gefahr, die sie hinter der nächsten Flussbiegung
erwartete.
Und eine weitere Chance für die Bauern, die sie zum Schutz von Haus und Hof,
Familie und Vieh, nutzten: Die gezielte Überflutung einer Furt genau in dem Moment
, wenn die Soldaten die scheinbar seichte Wasserstelle durchwaten. Oder mit
dem bewussten Anstauen von Bach- und Flussläufen, um damit bereits im Vorfeld
Fürte und Talwege zu fluten und damit unpassierbar zu machen.
Mit umgedrehten Eggen, extra angefertigten „Nagelbrettern" und angehäuftem
Dornengestrüpp wurden Pfade unpassierbar gemacht und dazwischen gestreut, unscheinbar
klein, aber extrem gefährlich: Ausgelegte „Krähenfüße". Bei Fußsoldaten
und Berittenen gleichermaßen gefürchtet als „Wölfe", „Wurfeisen", „Dornen
", „Stachel", „Igel" oder „Krallen" und fester Bestandteil einer wirksamen Verteidigung
. Diese Wurfeisen waren aus Eisen handgeschmiedet, durchschnittlich
5-10 cm lang und bestanden aus vier, vom Zentrum ausgehenden Stiftdornen. Sie
Abb. 12: Original historische Krähenfüße (Wurfeisen) aus dem südlichen Schwarzwald
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