http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2009-01/0065
ein alter Holzschleifweg oder eine trocken gefallene Wasser-Rinne aussieht, erweist
sich bei fachlicher Überprüfung sehr schnell als Element der Fortifikation.
So wird es diesen Teil der Schanzanlage bald nur noch auf dem eigenen Messblatt
und in Form von Fotos geben: Was über dreihundert Jahre Bestand hatte,
kann heute binnen weniger Stunden für immer zerstört werden.
Die „Wallstaffeln" und „Wallschwärme'1 vom „Langenjirst"
Wer als Wanderer oder Sonntagsspaziergänger von Fahrnau kommend Richtung
Raitbach geht, trifft direkt am Waldeingang bei der „Schillerlinde" und dem Festplatz
auf eigenartige Geländeformen und stellt sich dabei unwillkürlich die Frage:
„Was sind denn das für Gräben?"
Der eine tippt dann auf „Bergbauversuche", der andere auf „Hohlwege", ein dritter
ist sich ganz sicher: „Das kommt von der Holzabfuhr". Oder sind es vielleicht
doch „Schützengräben aus dem Weltkrieg"? Und einer weiß es anscheinend ganz
genau: „Nein, das hängt irgendwie mit dem alten Wuhrkanal zusammen!"
In Wirklichkeit ist es eine in dieser Form sicherlich einmalige „Wallstaffel" aus
dreißig Wällen und Gräben. Eine vergleichbare, bereits vermessene und eingeordnete
Anlage existiert in Hasel. Die Fahrnauer Verteidigungsanlage sicherte den damals
sehr wichtigen Weg über den Langenfirst nach Raitbach.
Starke Überformungen durch nachträglich durchgeführte forstliche und private
Baumaßnahmen lassen auch die Anlage von Schanzen vermuten, sind aber nicht
mehr eindeutig zu belegen. Dies gilt auch für das östlich davon gelegene Kürnber-
ger Abbaugebiet von Buntsandstein (u. a. auch für das Basler Münster).
Das Ziel dieser Wallgräben war einerseits, den Angreifer zu zwingen, die damals
übliche geometrisch-starre, lineartaktische Marsch- und Angriffsformation aufzulösen
. Und andererseits den Feind dadurch möglichst lange an einem Punkt aufzuhalten
, indem er Meter für Meter, Wall für Wall, Graben für Graben erkämpfen
musste - strategisch ein zeitraubendes und opferreiches Unterfangen, vergleichbar
mit dem bis heute zu Recht so gefürchteten Häuserkampf.
Die große südliche „Langenfirst"-Anlage steht in engem Zusammenhang mit einer
„Wallstaffel" (vier Wallgräben) am „Kohlweg" im Norden, einer großen „Wallstaffel
" (neun Wallgräben) beim Gewann „Waldämle" sowie einer weiteren Anlage
am „Raitbacher Weg".
Ebenso steht fest, dass der nördliche Teil des „Moosmattweges" auf einem Wallgraben
angelegt wurde. Wie eine weitere Untersuchung des Geländes zeigte, verläuft einer
der heutigen Forstwege von Fahrnau nach Raitbach genau auf einem ehemaligen
großen Wallgraben, der die südlichen mit den nördlichen Verteidigungslinien verband.
Damit war der „Langenfirst" ein militärstrategisch wichtiges Instrumentarium
bei der Verteidigung sowie der Sicherung der historischen Wiese-Furt zwischen
Hausen und Raitbach - aber auch um einen feindlichen Durchmarsch über
Schlechtbach und Gersbach zu verhindern.
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